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»Nein, verrückt bin ich nicht«

Musiker und Extremsportler: Ire Joey Kelly feiert Osterlauf-Premiere

Von Elmar Neumann
Paderborn (WB). Es gibt Musik-Liebhaber, die halten den unfreiwilligen Besuch eines Kelly-Family-Konzerts für wesentlich anstrengender als einen Ironman - sowohl in physischer als auch in psychischer Hinsicht. Joey Kelly sieht das völlig anders. Und der muss es wissen.

Das Familienmitglied Joseph Maria Kelly hat bereits 48 Platin- und Goldauszeichnungen gesammelt. Der Extremsportler Joey Kelly ist nicht nur Ironman, sondern Ultraman. Er legte auf Hawaii gleich einen zweieinhalbfachen Langdistanz-Triathlon hin, schwamm in drei Tagen 10 Kilometer, radelte 480 Kilometer und lief 84 Kilometer. Unglaublich, aber wahr. Eingedenk solcher Erfahrungen bleibt der Premiere beim Paderborner Osterlauf in Kellys Lebenslauf nur eine Randnotiz vorbehalten.
Eine Woche nach seinem Start beim Zürich-Marathon und zwei Wochen vor seinem Auftritt beim Bonn-Marathon nutzte der 34-Jährige den ältesten Straßenlauf Deutschlands zur Regeneration. »Meine Beine waren schwer. Eigentlich wollte ich den 21er laufen, aber das hätte keinen Sinn gemacht«, sagte der in Spanien geborene Ire. Eine 42er-Zeit hatte Kelly im Zehner anvisiert, eine 38 wurde es. Der Ehrgeiz schlägt die Beine, fast immer.
Zehn Jahre ist es her, dass seine Schwester Patricia den entscheidenden Ausdauer-Anstoß gab. »Ich wette, du hältst keinen Jedermann-Triathlon durch«, lautete die Behauptung, die ihr Bruder eindrucksvoll widerlegte. Joey Kelly gewann die Wette, lief drei Monate später seinen ersten Marathon und hatte bereits ein Jahr danach seinen ersten Ironman im Lebenslauf verewigt. Mit 10-Kilometer-Distanzen, wie an der Pader, gibt sich der E-Gitarrist der Kelly Family nur noch selten ab.
Ein Extremsportler hat anderes im Blick. »Lang, aber langsam« lautet die Devise. Die Art der Fortbewegung, der Untergrund, die äußeren Bedingungen - all das spielt dabei keine Rolle. Seine bislang härteste Herausforderung? Da muss der dreifache Familienvater nicht lange überlegen. 217 Kilometer legte Kelly beim Bad Water Run in den USA zurück. Die Temperaturen bewegten sich zwischen 52 und 58 Grad Celsius. Das liest sich nicht nur extrem. Kelly aber überlebte auch diesen Lauf durch Death Valley und verdankt das einem simplen Rezept. Wenn die Belastung grenzwertig wird, lenkt sich der Langdistanz-Liebhaber bevorzugt mit netten Gedanken ab.
Mit den Füßen durch das »Tal des Todes«, mit dem Kopf bei seiner Frau Tanja, seinen drei Kindern Luke (6 Jahre), Leon (3) und Lilli (7 Monate) oder seinem Peugeot, Baujahr 1960. Das nicht minder ausdauernde Gefährt dürfte auch im Juni wieder zum Zug kommen. In sechs Etappen soll's 250 Kilometer durch die Wüste Gobi gehen. So anstrengend kann kein Konzert der Kelly-Family sein . . .
Die Tatsache, dass Joey nicht nur auf der ganzen Welt nach neuen sportlichen Betätigungsfeldern sucht, sondern immer noch 100 mal im Jahr mit Angelo, Maite, Paddy, Barby, Jimmy und Patricia auf der Bühne steht, lässt diesen famosen Fahrplan noch ein Stückchen verrückter erscheinen.
Joey Kelly, der irre Ire? Nein, so weit will der erfolgreichste Wok-Fahrer aller Zeiten nicht gehen: »Ich bin vielleicht aktiver als andere. Aber verrückt? Nein, das ganz bestimmt nicht.« Das kann er sich allerdings auch nicht leisten, ist er hauptberuflich doch seit sieben Jahren Geschäftsführer der Kel-Life GmbH und damit so etwas wie der Chef der Kelly-Family. Immerhin: Um diesen Musik-Clan, das gibt Joey offen zu, ist es in den vergangenen Jahren deutlich ruhiger geworden. Das verringert den Arbeitsaufwand des Geschäftsführers und vergrößert die Zeitfenster des Extremsportlers.
Die Musik hat ihn bekannt werden lassen, der Sport zum prominentesten Familien-Vertreter gemacht. Ob »Sabine Christiansen«, »TV Total« oder »Das perfekte Dinner« - es gibt kaum eine Sendung, in der Kelly noch nicht aufgetreten ist. Das gilt auch fürs »aktuelle sportstudio«. Dort wurde er einst von Wolf-Dieter Poschmann begrüßt, der ihn nun erstmals auch beim Paderborner Osterlauf willkommen hieß. »Eine schöne Stadt, ein schöner Lauf. Das hat viel Spaß gemacht«, sagte Kelly. Der Spaß steht auch bei den Konzerten im Vordergrund. Das ist kein Vergleich mit einem Ironman. Joey Kelly weiß das.

Artikel vom 10.04.2007