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Kenianer dominieren in der Domstadt

Traditions-Lauf am Limit: Frühjahrsklassiker bewegt so viele Menschen wie nie zuvor

Von Hans Peter Tipp (Text)
und Wolfram Brucks (Fotos)
Paderborn (WB). »Das ist Wahnsinn. Ich weiß gar nicht, wo das noch hinführen soll.« Osterlauf-Chef Horst Wiczynski war nach der 61. Auflage des ältesten deutschen Straßenlaufes überwältigt: 8016 Aktive liefen und fuhren am Samstag beim Frühjahrsklassiker in Paderborn mit -Êso viele wie nie zuvor.

Auf eine andere Zahl waren die Organisatoren jedoch ebenso stolz: »Wir hatten noch nie so viele Menschen an der Strecke«, erklärte Osterlauf-Vize Sascha Wiczynski, der von 25 000 Zuschauern sprach.
Erst vor einem Jahr hatte die Veranstaltung bei ihrem 60. Geburtstag mit 7694 Teilnehmern eine Bestmarke aufgestellt, die als Grenze des Machbaren galt. Nun also der nächste Rekord. Damit ist der XXL-Volkslauf zumindest unter den derzeitigen Bedingungen am Limit angelangt.
Die Schwierigkeiten jedenfalls, die so mancher 10-Kilometer-Läufer hatte, rechtzeitig seinen Startplatz zu erreichen, waren nicht wegzudiskutieren. Auch das Gedränge bei der Startnummern-Ausgabe sowie insbesondere zwischen beiden Hauptläufen vor und im Sportzentrum am Maspernplatz verlangt nach neuen Wegen.
Sportlich zeigte sich der Osterlauf gut in Form. Aber nicht jeder Erfolg wurde bejubelt - zumindest nicht von den direkt Beteiligten. So ließ Laufmanager Volker Wagner aus Detmold den Halbmarathon-Sieger Abel Kirui (61:32 Minuten) unmittelbar nach dem Zielstrich »stramm« stehen, weil der Kenianer den Streckenrekord um schlappe zwei Sekunden verfehlt und damit eine Extraprämie »verschenkt« hatte. »Es wollte keiner Tempo machen, deshalb haben wir die ersten fünf Kilometer gebummelt«, entschuldigte sich der 24-Jährige, dem auf dem Weg ins Ziel dann doch noch Flügel wuchsen. Seine zweiten fünf Kilometer waren wohl die schnellsten, die je in Paderborn absolviert wurden.
Auch Stefan Koch, bester Nicht-Kenianer über die 10 Kilometer, war trotz neuer persönlicher Bestzeit von 28:54 nicht glücklich: »So einen chaotischen Start habe ich noch nie erlebt. Ich musste aus der großen Masse der Volksläufer loslaufen und habe danach nie meinen Rhythmus gefunden. Ansonsten wäre ich vielleicht noch 20 oder 30 Sekunden schneller gelaufen.« Koch will sich im Herbst in Essen erstmals an einen Marathon wagen. Genau der richtige Schritt, findet der Bundestrainer: »Ich sehe für ihn mehr Perspektiven auf den längeren Strecken«, sagte Winfried Aufenanger (Kassel) am Samstag in der Domstadt.
Doch es gab auch viele glückliche Sportlergesichter. Moses Kigen, der seit 2003 in Paderborn stets über die ein oder andere Distanz gewonnen hatte, setzte sich dieses Mal wieder durch. Über die 10 Kilometer verfehlte er zwar den Uralt-Streckenrekord von Carsten Eich (27:47) aus dem Jahr 1993, sorgte aber vor sieben Landsleuten in 28:02 für die international wertvollste Zeit. Anschließend wurde in Paderborn diskutiert, ob die Eich-Zeit künftig überhaupt die Richt-Zeit bleiben oder besser gestrichen werden soll. Gerüchteweise soll der jetzige Düsseldorfer 1993 die Paderborner Runde sehr, sehr »schnittig« absolviert haben.
Bei den Frauen wiederholte Peninah Arusei über zehn Kilometer ihren Vorjahressieg, auch weil WM-Kandidatin Luminita Zaituc (Braunschweig) vorzeitig ausstieg. Im Halbmarathon komplettierte Beatrice Omwanza nach Rang zwei im vergangenen Jahr den kompletten Kenia-Triumph.

Artikel vom 10.04.2007