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Kein Denkmalschutz für Fatmir Vata

Offener Disput zwischen Arminias Albaner und Chef Ernst Middendorp

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Seine Verdienste in Bielefeld sind unbestritten. Gleich zweimal stieg Fatmir Vata mit Arminia in die erste Bundesliga auf. Jetzt will der 35-jährige Albaner gerne mithelfen, dass der Klassenerhalt gelingt. Doch gegen Hertha war er nicht einmal im Kader.

Seine dunklen Augen blitzten vor Wut und Enttäuschung nach der Trainingseinheit am Ostersonntag. Während die Berlin-Fahrer nach der Rückkehr nur ausliefen und regenerierten, musste Vata mit dem Rest der Truppe richtig ran. Co-Trainer Dr. Jörg Weber leitete die schweißtreibende Ballarbeit. Chefcoach Ernst Middendorp beobachtete lediglich die Abläufe im Trainingsspielchen und griff gelegentlich lautstark korrigierend ein.
Was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht und brachte ihn auf die Palme. Wiederholt reklamierte Vata für sich einen Freistoß, nachdem er im Zweikampf von den Kollegen härter angegangen worden war. Die Pfeife des Coaches blieb indes stumm. »Wir brauchen einfach mehr Zweikampfhärte. Da kann man sich nicht bei jeder Gelegenheit fallen lassen«, gingen weder Weber noch Middendorp auf Vatas Forderungen ein.
Der kleine Albaner explodierte förmlich, als »Power-Ernst« Vatas Verlangen nach einem klärenden Gespräch (»Trainer wir müssen reden«) mit einem kurzen »jetzt nicht« abtat. Dazu die Middendorp-Meinung: »Fatmir Vata hat zweifellos viele Verdienste um Arminia Bielefeld. Aber wann und wo wir Gespräche führen, bestimme noch immer ich.«
Nach Trainingsschluss hatte sich Vata noch immer nicht beruhigt. »Die Leute fragen mich in der Stadt, Fatmir, warum bist du nicht im Kader? Da weiß ich nicht, was ich denen sagen soll«, ereiferte sich der nicht berücksichtigte Armine und fühlte sich ungerecht behandelt. Zudem zeigte er wenig Verständnis, dass Middendorp gegen Borussia Dortmund den erst kurz zuvor aus Südafrika eingeflogenen Zuma spielen ließ, während er, wie schon in Aachen, nur 90 Minuten auf der Ersatzbank saß: »Ich war ausgeruht und fit.«
Der momentane Frust des ehemaligen albanischen Nationalspielers gipfelte in der Feststellung: »Dieser Trainer hat keinen Respekt vor dem Alter. Wenn ich gewusst hätte, dass man mich hier anscheinend nicht mehr braucht, hätte ich meinen Vertrag doch nicht verlängert.«
Middendorp nahm Vatas »öffentliche Klage« gegenüber Journalisten kopfschüttelnd zur Kenntnis. Und der neue Chefcoach verwies auf Arminias klägliche Vorstellung bei der 0:1-Niederlage in Mainz: »Ich habe mir das Video genau angesehen. Es brauchte doch nur einer den Fuß auszufahren, da ist Fatmir schon hoch gesprungen. Solche Aktionen bringen uns nicht weiter.«
Der 48-jährige Fußball-Lehrer bleibt in der kritischen Situation erst recht seiner Linie treu. Kein Jammern und kein Wehklagen. Auch für Fatmir Vata gibt es offensichtlich keinen »Denkmalschutz«. Middendorp setzt im Abstiegskampf auf Zweikampfhärte und den unbedingten Siegeswillen. Nur im Training kann Vata seinen neuen Chef überzeugen. 87 Erst- und 40 Zweitligaspiele für Arminia seit der Saison 2001 sind für den Albaner unter Middendorps Regie kein Freifahrtsschein.

Artikel vom 10.04.2007