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Der »indirekte« Vater

Richy Müller und Anica Dobra in Sat1-Komödie

Sat1, 20.15 Uhr: Auf Richy Müllers Unterarm prangt nun schon 15 Jahre lang ein Tattoo: Ein Indianer, Sinnbild für Stolz und Freiheitsliebe. Aber es irgendwann mal wieder wegzulasern, ist ihm noch nicht in den Sinn gekommen, schon aus Respekt vor dem Schöpfer nicht.

»Das war in Paris«, erinnert sich der 51-jährige Schauspieler. »Und der Mann, der das machte, war eine tolle Persönlichkeit, ein richtiger Künstler.« Nein, der Mann ist nun nicht Vorbild für den Tätowierer, den Müller heute in der Komödie »Noch ein Wort und ich heirate dich« mimt.
Der ist nämlich von schlichterer Art. Und der trägt nicht nur ein einziges Tatoo am Leib. Und ein Tatoo, allerdings eines, das er einem anderen in die Haut stach, wird ihm fast zum Verhängnis. Musste er auch der Freundin eines Gewaltmenschen ausgerechnet einen Schmetterling auf die Schulter setzen, das Symbol von dessen großer Flamme zuvor? Rache ist angesagt.
Die Jagd beginnt. Frank Kolakowski flüchtet. Und das wird gleich Auftakt eines Lustspiels voller Irrungen und Wirrungen, das im vergangenen Sommer Wilhelm Engelhardt in Berlin und Brandenburg inszenierte. Denn Kolakowski zieht es Schutz suchend in den Schoß einer Familie. Nicht irgendeiner. Die Frau (Anica Dobra) kennt er gar nicht, deren Kinder, 16-jährige Zwillinge, sozusagen nur indirekt. Denn sie entstammen einer Samenbank. Nun denn: wie findet sich einer, der nicht eben ein väterlicher Typ ist, in einer unverhofften Vaterrolle zurecht?
Kolakowski, von den Kindern erst abgelehnt, dann zunehmend bewundert, gibt sich frech, lässig, großzügig und haut dem piekfeinen Nachbarn, der insgeheim seine Frau prügelt, gleich mal kräftig was aufs Maul. Nahezu der Vater, den sich ähnlich ruppig-freiheitlich jeder wünscht? »Ich nicht«, beteuert Müller. Er sei mit seinem ganz anders gearteten Vater sehr zufrieden gewesen. Und wie ist er selbst als Vater einer 18-jährigen Tochter und eines vierjährigen Sohnes? »Ich hoffe, sehr entspannt und immer sehr bemüht, mir das Vertrauen meiner Kinder zu erhalten.«
Im übrigen sind seine Gedanken schon beim nächsten Projekt. Im Herbst steht er als Bienzle-Nachfolger beim SWR als »Tatort«- Kommissar vor der Kamera: »eine große Ehre, fast so etwas wie ein Ritterschlag«. Zwei Folgen werden erstmal gedreht, das steht schon fest. Aber wie er als Kommissar heißen wird, ist noch ungewiss.

Artikel vom 10.04.2007