06.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Blick vom Mühlenberg: Die Farben der Heimat

WB-Serie zu den Bildern Böckstiegels - Im viertel Teil: »Dornberg« (1920)


Werther (WB). Im Jahr 1920 malt Peter August Böckstiegel diese Ansicht vom Mühlenbrink auf Kirchdornberg. Ein Jahr zuvor war er unverwundet aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt und hatte seine Wohnung und das Atelier in Dresden eingerichtet. Endlich konnte er auch Hanna, die Schwester seines Künstlerfreundes Conrad Felixmüller, heiraten, mit der er bereits seit 1915 verlobt war.
Das Jahr 1920 steht für einen geglückten Neuanfang. Das Töcherchen Sonja kommt zur Welt und Böckstiegel erhält für ein Porträt seiner Eltern den Reisepreis der Dresdner Kunstakademie.
Auch beginnt der halbjährliche Wohnungswechsel zwischen den Sommeraufenthalten in Arrode und dem winterlichen Stadtleben in Dresden. Im Sommer malt und skizziert er die Motive, die er in den langen Wintermonaten in Dresden dann ausgestaltet. Vielleicht ist diese Arbeitsweise auch ein Grund dafür, dass wir heutigen Betrachter die Böckstiegelsche Topographie in Dornberg so nicht wieder finden, wirken die Häuser und die Kirche auf dem Gemälde doch viel gedrängter und die Landschaft wie gestaucht.
Doch vielleicht ging es dem Künstler hier auch um eine höhere Wahrheit, indem er das Dorf als Mikrokosmos gestaltet, in dem alle wesentlichen Elemente, Natur und Landschaft, Arbeit und Leben ihren Platz haben. Der Maler Böckstiegel zeigt keine Hierarchie von Vorder-, Mittel- und Hintergrund: Hier hat alles seinen Platz und seine Bedeutung. Auch die Farbwahl unterstreicht das Ineinanderfließen von Dorf und Landschaft, sind doch beide Bereiche, wie auch der Himmel, in denselben leuchtenden Grundfarben gestaltet.

Artikel vom 06.04.2007