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Gedenken an Gekreuzigten

Am Karfreitag: Besinnliche Musik in der Dorfkirche


Steinhagen (el). Mit besinnlicher Musik begingen die Kantorei unter der Leitung von Kantorin Ulrike Gronewold und knapp 45 Kirchgänger zusammen mit Pastorin Kathrin Mailänder die Todesstunde Jesu am Karfreitag. Zum zweiten Mal stand dabei in der Dorfkirche die Tradition in mehrfacher Hinsicht im Mittelpunkt.
»Die Instrumente sollen in dieser Zeit traditionell schweigen in der Kirche«, erklärte Ulrike Gronewold. Daher kamen die perfekt intonierten Stücke des Chores wie Silchers »Schau hin nach Golgatha«, Liebholds »Befiehl dem Herren Deine Wege« und Schütz' »Ehre sei Dir Christe« ganz ohne Instrumentierung aus. Allein die zahlreichen Gemeindelieder erhielten sparsame Orgelunterstützung. Anlässlich des 400. Todestages von Paul Gerhardt stammte die Auswahl dieser gemeinsamen Stücke ausschließlich von dem Komponisten, der von 1607 bis 1676 gelebt hatte.
Allerdings hatte sich die Kantorin hier auf eine weitere Tradition berufen: das Vorbild Bach'scher Choräle. Diese verbinden Lesung beziehungsweise Rezitativ im Wechsel mit Melodie. Und so wurde auch Kathrin Mailänders Lesung der Passionsgeschichte nach Matthäus immer wieder von Musik unterbrochen. Mit den verschiedenen Strophen des Gerhardt-Lieds »O Haupt voll Blut und Wunden« (EG 85) wurde dabei die ganze Gemeinde in die Leidensgeschichte einbezogen.
Das galt ebenfalls für den im Wechsel gebeteten Psalm 22 zum Bibelwort »Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen«. Er solle, wie die gesamte musikalische Andacht, an das Kreuz erinnern, erklärte Kathrin Mailänder. So könne Verständnis geweckt werden, wie es sei, sein Kreuz am Leben zu tragen - nicht nur das eigene. Allerdings solle man sich auch bewusst sein, dass nicht das Kreuz die Gebete bestimme, sondern das Gedenken an den Gekreuzigten. Kathrin Mailänder machte damit schon Hoffnung auf die kommenden Feiertage. Denn der Gekreuzigte sei immer lebendig.

Artikel vom 10.04.2007