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Mit 100 Jahren
im eigenen Heim

Allegonda Westermann feiert heute

Stieghorst (-er). In ihrer Wahlheimat fühlt sich Allegonda Westermann richtig wohl. »Wenn ich mal zu Besuch in meiner Heimatstadt Goch war, hatte ich Heimweh nach Bielefeld«, erzählt sie. Heute vollendet die gebürtige Rheinländerin ihr 100. Lebensjahr.

Der für westfälische Ohren ungewöhnliche Vorname wurde im hiesigen Sprachgebrauch gern in »Adelgunde« abgewandelt. Die Jubilarin berichtet, dass er im Kreis Kleve zu ihrer Kinder- und Jugendzeit durchaus üblich war.
Diese Zeit liegt lange zurück, und Allegonda Westermann kennt aus eigener Erfahrung harte Zeiten, die von viel Arbeit geprägt waren. Zuvor gab es immer wieder Umbrüche: Die Mutter starb früh, und das kleine Mädchen wurde vorübergehend im Waisenhaus untergebracht, bis sich der Vater wieder verheiratet hatte. Dies erzählt die Jubilarin beinahe nebenbei; die Zeiten waren eben so. Als die Schulzeit zu Ende ging, begann das Arbeitsleben. In einem Margarinewerk war sie in verschiedenen Bereichen der Produktion tätig.
Aus dem Kreis Kleve an den Teutoburger Wald - dieser Ortswechsel erfolgte ihrem Mann Gerd Westermann zuliebe, der Arbeit beim Autobahnbau bekam. Die ersten Jahre lebten die Westermanns an der Ritterstraße, bis auch sie Opfer der Bomben wurden, die im Zweiten Weltkrig Bielefeld zerstörten. Als in den 50er Jahren die Häuser am Alten Dreisch gebaut wurden, gehörten sie zu den ersten Mietern.
Allegonda Westermann ist bis heute dort geblieben. Die Grundrenovierung der BGW-Wohnungen in den zurückliegenden Monatenhat zwar viel Lärm und Dreck mit sich gebracht, aber mit dem Ergebnis ist sie zufrieden. Die Terrasse ist noch nicht ganz fertig, aber das soll in Kürze erfolgen.
Hier am Alten Dreisch hat sie gute Kontakte in die Nachbarschaft, bekommt immer wieder Besuch - auf eine Tasse Kaffee - und Hilfe von einer gleich nebenan wohnenden Enkelin. Denn Unterstützung braucht sie, sehr zu ihrem Kummer. »Die Beine wollen nicht mehr«, erklärt die Jubilarin.
»Meine Mutter hat mindestens 20 Jahre keinen Arzt gesehen«, sagt ihr Sohn Hans Westermann und lacht. Bis vor zwei Jahren sei sie noch ein- bis zweimal in der Woche mit Bus und Stadtbahn in die Innenstadt gefahren, verrät er. Heute kümmert er sich um die Einkäufe. Die täglichen Pflichten im Haushalt erledigt die Jubilarin noch eigenständig - und ist stolz drauf. Die Wohnung gut in Schuss zu halten ist ihr wichtig, und Blumengestecke und -sträuße zeugen von ihrer Vorliebe für Farbe und Dekoration.
Auch mit ehemaligen Arbeitskolleginnen der Firma Gundlach steht Allegonda Westermann immer noch in Verbindung. Man trifft sich reihum, und alle legen Wert darauf, dass die Jubilarin immer dabei ist; sie sorgen fürs Abholen und Heimbringen.
Am Festtag gehen Allegonda Westermanns Gedanken zurück zu ihrem Mann Gerd, der im Alter von 56 Jahren verstarb, und an ihren Sohn Gerhard, den sie vor wenigen Jahren begraben musste. Um so mehr freut sie sich, dass sie mit Sohn Hans, zwei Enkeln nebst Familien und drei Urenkeln den runden Geburtstag am kommenden Wochenende festlich begehen kann. Zum Geburtstag am heutigen Dienstag hat sich Bezirksvorsteher Gerd Henrichsmeier angekündigt, der Glückwünsche im Namen des Oberbürgermeisters überbringt.

Artikel vom 10.04.2007