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Autos erhalten Klima-Pass

Tiefensee macht Druck - Klimawandel kommt teuer zu stehen

Berlin (ddp). In Deutschland soll noch in diesem Jahr ein verbindlicher Klima-Pass für Neufahrzeuge eingeführt werden. Plänen von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) zufolge wird dieser Aufschluss darüber geben, wie viel klimaschädigendes Kohlendioxid (CO2) ein Auto ausstößt. Will den Klima-Pass noch dieses Jahr: Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD).
»Ich schlage vor, dass die Autohändler so über die Umweltfreundlichkeit informieren müssen, wie wir es vom Kühlschrank kennen - mit einem deutlich sichtbar angebrachten Klima-Pass«, sagte Tiefensee. Auf dem Pass soll es zwei Skalen geben: Auf der oberen ist der CO2-Ausstoß ablesbar. Grün heißt sehr wenig CO2, gelb weist auf einen mittleren und rot auf einen sehr hohen CO2-Wert hin. Auf der zweiten Skala solle der CO2-Nutzwert erkennbar sein, bei dem die maximale Zuladung mit in Betracht gezogen werde.
Die Pläne stießen beim Verband der Automobilindustrie auf Kritik. Vor dem Hintergrund, dass die CO2-Kennzeichnung von Neufahrzeugen bei der derzeit laufenden Gesetzgebung in Brüssel ebenfalls europaweit geregelt werden solle, wäre es wichtiger, auf eine EU-Regelung hinzuarbeiten.
Der globale Klimawandel kommt die Deutschen teuer zu stehen. Um die Erderwärmung noch zu stoppen, müssten die Industriestaaten ihren Ausstoß an Treibhausgasen bis 2050 um 80 Prozent reduzieren, hat das Umweltbundesamt errechnet. In Deutschland seien dazu jährliche Investitionen in Höhe von vier Milliarden Euro für erneuerbare Energien und Wärmedämmung erforderlich, sagte Behördenchef Andreas Troge. Würde nichts unternommen, kämen auf Deutschland in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Kosten von jährlich mindestens 100 Milliarden Euro zu.
Der UN-Klimarat IPCC hatte am Freitag seinen Bericht über die Auswirkungen des Klimawandels veröffentlicht. Die Studie warnt vor Hungersnöten in Afrika und Asien. Außerdem droht dem Bericht zufolge vielen dicht besiedelten Küstengebieten eine dauerhafte Überflutung durch den Anstieg des Meeresspiegels. In Deutschland sollen moderne Kraftwerke, Energie sparende Autos und besser gedämmte Gebäude zum Abwenden der Klimagefahren beitragen. Kritiker halten entsprechende Pläne der Bundesregierung für nicht ausreichend.
Für den Standort Deutschland ergebe sich aus den Berichten zum Klimawandel aber auch eine ökonomische Chance. »2020 wird die Branche mehr Mitarbeiter ernähren als der Maschinenbau oder die Autoindustrie«, sagte Torsten Henzelmann von der Unternehmensberatung Roland Berger. »Green Tech made in Germany« schaffe Jobs und Wohlstand. Im Auftrag der Bundesregierung hatten die Berger-Berater knapp 1500 Firmen der Umwelttechnologie befragt. 2030 könne es die »grüne Branche« auf einen Jahresumsatz von einer Billion Euro bringen. S. 4: Hintergrund/Wirtschaft

Artikel vom 10.04.2007