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»Zutiefst familienfeindliche Politik«

Erneut Kritik aus der katholischen Kirche an Ursula von der Leyen


Berlin (Reuters). In der Debatte über den Ausbau der Krippenplätze wird Familienministerin Ursula von der Leyen erneut mit heftiger Kritik aus der Katholischen Kirche konfrontiert. Der Augsburger Bischof Walter Mixa nannte die Politik der Christdemokratin am Samstag »zutiefst unsozial und familienfeindlich«. Ihre Pläne seien »gesellschaftspolitisch völlig verfehlt und in hohem Maße ideologiegeleitet«. Mit der Forderung nach mehr berufstätigen Müttern bediene die CDU-Politikerin »veraltete feministische Forderungen aus den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts«.
Der oberste Abt des Benediktinerordens, Notker Wolf, nannte das Agieren von der Leyens »nicht besonders glücklich«. »Wenn sie sagt, dass die Kitaplätze ausgebaut werden müssten und das Kind schon mit zwei Jahren von der Mutter weggegeben werden soll, dann sehe ich darin eine Wiederkehr der DDR-Verhältnisse«, erklärte Wolf. Er warne davor, die Familie als Lebensform in Frage zu stellen. »Offenbar zählt eine Frau nur etwas, wenn sie wie ein Mann arbeitet und nicht wie eine Mutter für ihr Kind sorgt.«
Kanzleramtsminister Thomas de Maizière (CDU) lehnte eine schnelle Entscheidung über die Beteiligung des Bundes an der Finanzierung zusätzlicher Kitaplätze ab. »Wir reden hier im Kern von einer Aufgabe der Kommunen und Länder.« Ob der Bund Geld zuschieße, werde im Zuge der Haushaltsaufstellung entschieden. Die Sanierung der Staatsfinanzen habe Vorrang.
Von der Leyen hatte sich mit Ländern und Kommunen geeinigt, in den nächsten sechs Jahren die Zahl der Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren auf 750 000 zu verdreifachen. Dann soll es für jedes dritte Kleinkind einen Platz geben. Die Finanzierung der geschätzten Kosten von drei bis vier Milliarden Euro pro Jahr ist offen. Am 16. April will von der Leyen im Koalitionsausschuss ein Konzept vorlegen, wie das Projekt bezahlt werden soll.

Artikel vom 10.04.2007