10.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Weiter Weg bis
zum Versöhnen«

RAF: Harms warnt vor Schlussstrich

Karlsruhe (ddp). Generalbundesanwältin Monika Harms hat vor einem Schlussstrich unter die Diskussion über den RAF-Terrorismus gewarnt.
Monika Harms: »Wir haben zu lange geschwiegen.«

»Der Weg zum Versöhnen ist weit«, sagte Harms am Samstag in Karlsruhe bei einer Gedenkveranstaltung zur Ermordung des damaligen Generalbundesanwalts Siegfried Buback vor 30 Jahren.
Die Debatten der vergangenen Monate seien auch deshalb so heftig gewesen, »weil wir zu lange geschwiegen, manche auch zu wenig aus den Ereignissen des Jahres 1977 gelernt haben«, betonte sie. Zugleich äußerte sich Harms wie auch der Sohn von Siegfried Buback, Michael Buback, skeptisch gegenüber einer möglichen Begnadigung des RAF-Terroristen Christian Klar.
Gnade sei vor dem Hintergrund der Taten der RAF »ein großes Wort«, sagte Harms. Diese »kriminelle Vereinigung« habe einzelnen Menschen wie auch der Gesellschaft insgesamt »tiefe Verletzungen« zugefügt. »Mittels eines Gnadenaktes würden sich von heute auf morgen die Tore für Christian Klar öffnen. Ich frage mich, wie das gehen soll.« Der Bundespräsident werde sich die Frage stellen müssen, ob man es verantworten kann, »dass jemand ohne vorher gewährte Vollzugslockerungen wieder auf freien Fuß kommt«.
Michael Buback sagte in Karlsruhe, eine Begnadigung Klars setze aus seiner Sicht voraus, dass »der individuelle Tatbeitrag« des RAF-Terroristen bei dem Mord an seinem Vater bekannt sei. Er könne sich nicht vorstellen, wie RAF-Terroristen »ohne ein Bekenntnis zur Tat den Weg zurück in die Gesellschaft finden können, um dort frei zu leben«.
Bis heute ist nicht bekannt, wer von einem Motorrad aus die tödlichen Schüsse auf Buback abgab. RAF-Terroristen hatten den damals 57 Jahre alten Generalbundesanwalt am 7. April 1977 auf dem Weg zur Dienststelle in Karlsruhe erschossen. Auch sein 30-jähriger Fahrer Wolfgang Göbel und der 43-jährige Justizbeamte Georg Wurster kamen ums Leben.
Buback sagte: »Wenn wir nicht wissen, welche beiden von den drei stets genannten Tätern es waren, beruhigt es nicht, den dritten als Reservekandidaten für die unmittelbare Tat zu haben.«

Artikel vom 10.04.2007