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E.ON verliert im Kampf um Endesa

Mehrheit verfehlt -ÊDeutscher Energieversorger einigt sich mit Rivalen Enel und AccionaÊ

Madrid/Düsseldorf (ddp/dpa/Reuters). Der Chef des größten deutschen Energiekonzerns E.ON, Wulf Bernotat, ist mit seinen ambitionierten Plänen einer Übernahme des spanischen Versorgers Endesa endgültig gescheitert.

Der Konzern einigte sich mit den beiden Konkurrenten Enel und Acciona auf eine Aufspaltung von Endesa, wobei E.ON lediglich eine Minderheitsbeteiligung erhält, wie das Unternehmen gestern Abend in Düsseldorf mitteilte.
»Der Eintritt von Acciona und Enel bei Endesa hat unser ursprüngliches Ziel, eine Mehrheit an Endesa zu übernehmen, unerreichbar gemacht«, sagte Bernotat. Der Erwerb einer Minderheit an Endesa hätte eine gegenseitige Blockade der Anteilseigner und unabsehbare Gerichtsverfahren zur Folge gehabt. Im Detail verpflichtet E.ON sich, das Angebot von 40 Euro je Endesa-Aktie weiter mit einer Mindestannahmeschwelle von 50,01 Prozent der Endesa-Aktien zu verknüpfen. »Das heißt, E.ON wird die angebotenen Aktien bei einer Annahmequote von weniger als 50 Prozent nicht übernehmen und auch in den kommenden vier Jahren kein erneutes Übernahmeangebot für Endesa machen.« Heute will Bernotat sich ausführlich auf einer Pressekonferenz in Madrid äußern.
Der spanische Baukonzern Acciona und der italienische Versorger Enel, die zusammen 46 Prozent an Endesa halten, hatten die E.ON-Pläne torpediert und ein gemeinsames Gegenangebot angekündigt. Sie wollten 41 Euro pro Endesa-Aktie bieten, während die E.ON-Offerte nach der dritten Erhöhung bei 40 Euro lag. Die Annahmefrist für die Aktionäre wäre heute - in den USA am Freitag - ausgelaufen. Der Endesa-Verwaltungsrat hatte seinen Aktionären die Annahme des E.ON-Gebots empfohlen.
Nach Angaben von E.ON verpflichten sich Enel und Acciona, nun kurzfristig ein Übernahmeangebot für Endesa abzugeben. Sofern beide Unternehmen die Kontrolle erreichen, erhält Konzern dann ein Beteiligungspaket mit Endesa-Aktivitäten in Spanien, Italien, Frankreich, Polen und der Türkei im Wert von zehn Milliarden Euro. Unter anderem soll E.ON in Spanien den Stromversorger Viesgo, in Italien Endesa Italia und in Frankreich Endesa France/SNET bekommen. Sowohl in Spanien als auch Italien wäre E.ON dann die Nummer vier am Markt, in Frankreich die Nummer drei.
E.ON bemüht sich bereits seit mehr als einem Jahr um den spanischen Versorger. Nachdem zuletzt Enel und Acciona die Pläne torpedierten, hatte zuvor vor allem die spanische Regierung das Vorhaben behindert. Sie hatte eine Fusion im eigenen Land bevorzugt. Dabei kam es auch zu Auseinandersetzungen zwischen Spanien und der Europäischen Kommission, die einer Übernahme bereits grünes Licht erteilt hatte.
Auf Druck der Konkurrenten hatte E.ON seine Offerte mehrfach angehoben und zuletzt 42 Milliarden Euro geboten. Analysten stellten daraufhin den Sinn der Transaktion zunehmend in Frage. E.ON hatte sich mit einer Übernahme von Endesa zum Ziel gesetzt, in die Weltspitze der Strom- und Gasversorger vorzurücken.
Die E.ON-Aktien legten am Abend im nachbörslichen Handel deutlich zu und erhöhten sich um mehr als fünf Prozent auf 107,50 Euro gegenüber dem Xetra-Schlusskurs.

Artikel vom 03.04.2007