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Zur Sache

Nein, der Klügere gibt nicht nach. Nicht generell. Da irrt das Sprichwort. Aber der Kluge erkennt, wann er verloren hat. Auf die Weise macht er mit etwas Glück aus der Niederlage vielleicht einen kleinen Teilerfolg.
E.ON hatte so gut wie keine Chance mehr, beim spanischen Energieversorger Endesa noch vollständig zum Zug zu kommen. Mögen die Methoden der spanisch-italienischen Opposition auch rüde und möglicherweise nicht ganz gesetzeskonform gewesen sein: Für den Anleger stellte sich am Ende nur die Frage: Nehme ich die 40 Euro, die die Deutschen anbieten, oder warte ich ein bisschen und kassiere einen Euro pro Aktie mehr?
Und selbst wenn E.ON das ganz Unwahrscheinliche, also das Überschreiten der 50,1 Prozent-Grenze, noch gelungen wäre: Wie, so fragt man sich, wollten die Düsseldorfer ein Unternehmen steuern, das zu 46 Prozent zwei Konzernen gehört, die die Übernahme mit allen Mitteln hintertrieben? Da ist es doch besser, man bricht den Übernahmekampf ab und teilt die Beute so, dass keiner als der totale Verlierer dasteht.
Genau diesen Weg geht E.ON nun. Wie groß der Teilerfolg letztlich ausfällt, werden die Details der Vereinbarung und die Zeit erweisen. Unterm Strich steht auf jeden Fall ein Minuszeichen. E.ON hat an Schlagkraft, Selbstbewusstsein und sicher auch an Kapital eingebüßt - ganz abgesehen von seinem Ansehen bei den deutschen Kunden, die die hohen Summen, die der Konzern für Endesa bot, in Verbindung zu den hohen Gas- und Strompreisforderungen setzten. Bernhard Hertlein

Artikel vom 03.04.2007