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»Suchtgefahr krass vor die Augen führen«

WB-Umfrage: Ab welchem Alter sollten Jugendliche Alkohol konsumieren dürfen?

Gütersloh (GG/mdel). Der Fall eines 16-jährigen Schülers, der nach dem »Genuss« von 45 Tequila ins Koma fiel und schließlich verstarb, hat eine kontroverse Debatte ausgelöst. Wie können Alkohol-Exzesse bei Jugendlichen eingedämmt werden? Sollte das Mindestalter für Alkoholabgaben auf 18 oder sogar 21 Jahre heraufgesetzt werden? Das WESTFALEN-BLATT hat in Gütersloh nachgefragt.

Für Ralf Halberstedt stehen vor allem die Getränkeverkäufer in der Pflicht. »Sie müssen darauf achten, wem sie den Alkohol ausschenken. Ich habe das hier in Gütersloh schon so oft in Kneipen erlebt, dass sich älter aussehende 14-, 15- und auch 16-jährige Schüler abfüllen und dann vor der Tür damit prahlen, dass sie nicht überprüft wurden«, berichtet der Gütersloher. Mutter von drei Kindern ist Marion Gehling. Sie spricht sich dafür aus, die Altersgrenze auf 18 Jahre heraufzusetzen. »Dann sind die jungen Leute eh volljährig«, sagt sie. Ihrer Meinung nach sollte den Jugendlichen ganz krass vor Augen geführt werden, welche Schäden übermäßiger Alkoholgenuss anrichten kann - zum Beispiel mit Bildern von Alkoholkranken. »Gut sind im Rahmen der Aufklärung auch Simulatoren, die zeigen, wie sich Alkohol auf das Fahrverhalten auswirkt«, erklärt Marion Gehling.
Von einer höheren Altersgrenze betroffen wären Chris Traeder und Caroline Hermjohannknecht. Beide sind 16 Jahre alt und zweifeln an der Wirksamkeit einer solchen Maßnahme. »Man kennt doch immer jemanden, der älter ist. So ist es dann doch kein Problem, an Alkohol heranzukommen«, sagt Chris Traeder. »Man sollte vielmehr die Ausweiskontrolle in den Kneipen verstärken«, fügt Caroline Hermjohannknecht hinzu.
Die Gütersloherin Saskia Mund ist ähnlicher Meinung. Wie in Amerika sollte Alkohol erst ab 21 Jahren an junge Leute ausgeschenkt werden. »Zudem sollten Eltern und Schulen für mehr Aufklärung bei ihren Kindern sorgen. Auch eine verstärkte Ausweiskontrolle ist sicher gut. Ansonsten kann man wahrscheinlich nicht viel mehr machen. Wenn die Jugendlichen trinken wollen, dann tun sie das auch«, glaubt die 24-jährige Gütersloherin.
Für drastische Maßnahmen spricht sich Fred Schierenbeck aus: Ê»Ich finde, dass man vor allem bei Fahranfängern bis 21 Jahren die Promillegrenze auf Null setzen sollte. Alles andere hat wenig Sinn, denn wenn die jungen Leute Alkohol haben wollen, dann kriegen sie ihn auch. Ich finde, dass man den Herausgebern von Alkohol mehr auf die Finger schauen müsste.«

Artikel vom 04.04.2007