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Gebürtiger Haller zeigt
das Leben in Portugal

Zeichnungen von Manfred Reiter im Bürgerzentrum

Von Klaus-Peter Schillig
Halle (WB). Schon während seiner Schulzeit am Haller Kreisgymnasium beneideten ihn seine Mitschüler um seine künstlerischen Fähigkeiten. Sein Talent hat Manfred Reiter danach zum Beruf gemacht. Inzwischen lebt und arbeitet er in Portugal - und zeigt ab Mittwoch in seiner Heimatstadt eine kleine Auswahl seiner Arbeiten.

Als er im vergangenen Jahr das 50. Lebensjahr vollendete, reifte in Manfred Reiter der Plan, in seiner alten Heimat zu zeigen, was er in seinem bisherigen Leben, das er zur Hälfte im Ausland verbracht hat, künstlerisch geschaffen hat. Per E-Mail setzte er sich mit Susanne Debour in Verbindung - und rannte bei ihr offene Türen ein.
Die Liebe war es, die den Haller 1983 nach Porto verschlug. Die Assistentenstelle an der Uni Bielefeld war für den jungen Kunstpädagogen gerade ausgelaufen, er musste sich Gedanken machen über die berufliche Zukunft. Lehrer? Da kam die Begegnung während der Osterferien in Porto genau richtig, um ihn in den Süden Europas zu ziehen. Hier fand er ein neues Zuhause, eine Anstellung als Dozent an einer »internationalen« Kunsthochschule und drei Jahre später sogar eine Anstellung an der Deutschen Schule in Porto, wo er heute Kunst und Deutsch unterrichtet. Einmal pro Jahr kommt er nach Halle, besucht hier die Familie und alte Freunde.
Die Farbe und der Pinsel, sie finden eher selten den Weg in die Hand von Manfred Reiter. Seine Grafiken kommen ohne Farbe aus, sie leben von Licht und Schatten, von den liebevollen Details, die den Blick des Betrachters auch auf Kleinigkeiten lenken. Anfangs hat er eher düstere Bilder gezeichnet oder radiert, wie ein Freund aus früheren Tagen bemerkt, in den vergangenen Jahren sind sie heller geworden, freundlicher. Das pralle südländische Leben kommt allerdings selten vor in seinen Szenen. Das Bild vom lebendigen Markt in einer engen Seitenstraße ist eine Ausnahme. Menschen spielen in den Stadt- und Landschaftsansichten eher eine Nebenrolle. Manfred Reiter zeigt vielmehr, wo und wie sie leben. Die Zeugnisse ihres Daseins aber sind in den Stadtansichten mehr als nur eine Randerscheinung: Ein Auto, manchmal auch mehrere - die Portugiesen verehren ihren vierrädrigen Untersatz. Und der Künstler kann es nachvollziehen: sein erster Berufswunsch war Auto-Designer.
Es lohnt sich, mit Reiters Zeichnungen in den portugiesischen Alltag einzutauchen. Ab Mittwoch bis zum 30. April besteht dazu Gelegenheit in der Galerie des Bürgerzentrums Remise. Zur Eröffnung wird Kunstprofessor Jürgen Heckmanns exemplarisch einige Arbeiten erläutern. Das Jazz-Duo »Coq au vin« sorgt für den musikalischen Rahmen - mit französischen Chansons und Jazz-Standards in englischer und portugiesischer Sprache.

Artikel vom 03.04.2007