03.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Meterhoher Tsunami
überspült Salomonen

Tote und Vermisste auf kleinem Inselstaat in der Südsee

Honiara/Sydney (dpa). Ein meterhoher Tsunami hat gestern auf den Salomonen-Inseln in der Südsee mindestens zwölf Menschen in den Tod gerissen und Tausende in die Flucht getrieben.

Fünf Meter hohe Wellen brachen am Morgen ohne Vorwarnung über die Provinzhauptstadt Gizo herein. Nur fünf Minuten zuvor hatte ein heftiges Erdbeben der Stärke 8,0 den westlichen Teil des Archipels im Südpazifik erschüttert. In Australien wurden sämtliche Strände an der Ostküste gesperrt. Später gab es jedoch Entwarnung.
Auch am Abend gab es auf den Salomonen-Inseln noch keinen kompletten Überblick über das Ausmaß der Katastrophe. »Sämtliche Häuser an der Küste von Gizo sind zerstört«, sagte der Provinzgouverneur. Nach Angaben eines Augenzeugen trieben vor der Küste Leichen im Wasser. Mindestens 3000 Menschen flüchteten aus Gizo in die Berge. Das Salomonische Rote Kreuz meldete, dass etwa 2000 Menschen obdachlos und 500 Häuser auf den Inseln zerstört oder beschädigt waren. Wie die Lage auf den hunderten kleinen Inseln in der Nähe war, blieb unklar. Dort leben Fischerfamilien in Strohhütten direkt am Strand.
Das Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii schlug nach dem Beben Tsunami-Alarm für weite Teile des Südpazifiks. In der australischen Metropole Sydney wurden in der Nähe des Strandes Kindertagesstätten geschlossen und die Kinder zu ihren Eltern gebracht. Im Hafen stellten die Fähren vorübergehend ihren Betrieb ein. Bei den Einwohnern der Region wurden angstvolle Erinnerungen an die Tsunamikatastrophe Weihnachten 2004 wach. Ein schweres Erdbeben vor der indonesischen Insel Sumatra löste damals eine gigantische Welle aus, die in einem Dutzend Ländern mehr als 220 000 Menschen in den Tod riss.
Das Epizentrum des Erdbebens lag nur 40 Kilometer südöstlich von Gizo, zehn Kilometer unter dem Meeresboden. Es folgten nach Angaben der US-Geologiebehörde USGS innerhalb von 22 Minuten zwei weitere schwere Beben der Stärke 6,7 und 6,4. Dutzende kleinere Nachbeben erschütterten die Region noch Stunden später. Das Lagerhaus des Roten Kreuzes auf der Insel Gizo blieb jedoch intakt. So konnten Menschen mit Hilfsgütern versorgt werden.
Angaben zufolge waren zahlreiche Geschäfte in der Stadt zerstört. Die ganze Insel sei überflutet gewesen. Viele Menschen seien in ihren Häusern von der Welle überrascht worden und hätten nicht fliehen können. Das Wasser sei erst nach Stunden zurückgegangen. Die Telefonleitungen nach Gizo waren stundenlang unterbrochen. Der Flughafen wurde schwer beschädigt und teilweise gesperrt. Die australische Armee, die nach Unruhen im April vergangenen Jahres ins Land gerufen worden war, stellte Helikopter und Aufklärungsflugzeuge zur Verfügung. Nach Angaben des deutschen Honorarkonsuls Gerald Stenzel lebt nur eine Hand voll Deutscher in dem Land. In der Hauptstadt Honiara sei das Beben zu spüren gewesen. »Hier ist aber alles normal«, sagte er. Erkenntnisse über mögliche deutsche Opfer gab es nach Angaben des Auswärtigen Amts in Berlin nicht.
Die Salomonen sind ein bitterarmer Inselstaat 2500 Kilometer nordöstlich von Australien. In der Vergangenheit hat es immer wieder gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen der Melanesier, Polynesier und Mikronesier gegeben.

Artikel vom 03.04.2007