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Der Bundesliga gelingt der ganz große Wurf

Handball-Europapokale: Deutschland überholt Spanien

Hamburg (dpa). Acht Wochen nach dem WM-Triumph der Nationalmannschaft sind auch die deutschen Vereine das Maß aller Dinge im Handball und blicken von oben auf die Konkurrenz.

»Das dokumentiert in eindrucksvoller Art und Weise, dass der deutsche Handball spitze ist«, sagte Uwe Schwenker, Manager des THW Kiel, nachdem die SG Flensburg-Handewitt das Traumfinale in der Champions League gegen den Nordrivalen aus Kiel perfekt gemacht hatte.
Weil zudem der HSV Hamburg bei den Pokalsiegern und der SC Magdeburg im EHF-Cup ein europäisches Finale erreicht haben, hat die Bundesliga die spanischen Liga Asobal als stärkste Liga der Welt vorerst abgelöst.
»Das ist für die Bundesliga ein Traum«, schwärmte Flensburgs Lars Christiansen, nachdem die SG am Sonntagabend das Wunsch-Endspiel gegen den Dauerrivalen Kiel in Europas Eliteklasse perfekt gemacht hatte. »Das ist ein Highlight, das sich schon nach der WM abgezeichnet hat. Die Bundesliga hat derzeit die stärksten Mannschaften der Welt«, fügte der Linksaußen nach dem dramatischen 24:25 bei CBM Valladolid hinzu. Erst Torhüter Dan Beutler sicherte der SG mit einem gehaltenen Siebenmeter in der Schlusssekunde das Weiterkommen gegen die Spanier.
Weil Kiel sich schon am Freitag mit dem benötigten Drei-Tore- Vorsprung (37:34) gegen Portland San Antonio durchgesetzt hatte, kommt es erstmals in der Geschichte des Wettbewerbs zu einem deutschen Finale. »Das zeigt, dass der beste Handball derzeit in Deutschland gespielt wird - wenn nicht sogar in Schleswig-Holstein«, sagte Schwenker.
Wer in den beiden Partien am 21./22. und 28./29. April zuerst Heimrecht hat, wird heute in Wien ausgelost. Als bislang einzige Mannschaft aus der Bundesliga hatte der SC Magdeburg 2002 die europäische Handball-Krone erobert. Der THW und die SG standen je einmal im Endspiel, verpassten aber stets den großen Wurf.
Zuletzt war die Eliteklasse von Spanien dominiert worden: Zehn Mal in den vergangenen dreizehn Jahren triumphierten Teams aus der Liga Asobal, die sich damit den Ruf der stärksten Liga der Welt verdient hatte. Allein der FC Barcelona gewann den Titel sechs Mal, musste sich aber in dieser Saison schon im Viertelfinale Flensburg beugen.
»In Deutschland wird derzeit der etwas modernere und schnellere Handball gespielt«, sagte THW-Chef Schwenker. Zudem sei die Bundesliga »in der Breite stärker«.
Ob die neue deutsche Stärke von Dauer ist oder bloß eine Momentaufnahme, könne man »jetzt noch nicht so feststellen«, sagte Flensburgs Christiansen. Auch Schwenker berichtete, dass finanzstarke Mannschaften wie Barcelona oder Ciudad Real für die kommende Saison bereits »mächtig aufrüsten«. Eines sei sicher: »Die Spanier werden versuchen, ganz schnell wieder vorn zu sein.«

Artikel vom 03.04.2007