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Cleverer Schuh ganz bescheiden

13. »Schloß-Open«: Shengalias Sieg-Premiere - Epishin erstmals bezwungen

Von Karl-Ernst Kiel (Text und Fotos)
Werther (WB). Sensationeller Knaller in der Schlussrunde beim 13. Wertheraner Schachfestival »Schloß-Open«: Der viermalige Turniersieger GM Vladimir Epishin (2000 bis 2002 und 2005) erlitt in der Bürgerbegegnungsstätte »Haus Werther« seine erste Niederlage.

In 31 vorausgegangenen Partien bei jetzt sechs Turnierteilnahmen musste der russische Großmeister erst sechs Gegnern ein Remis überlassen. Nun stoppte der aus Minden stammende Student Dirk Schuh, der im vergangenen Sommer aus Werthers NRW-Oberliga-Team zu Wittekinds Knappen nach Enger abgewandert ist, seine imponierende Serie. »Ich stand die ganze Zeit gedrückt, eigentlich etwas schlechter. Bei einer Tauschaktion hat er wohl etwas übersehen und eine Figur eingestellt.« Der Star des Schlusstags relativierte bescheiden seinen bisher größten Erfolg.
In die Finalrunde des A-Open waren Epishin und GM Davit Shengalia, die sich in Runde vier mit einem schnellen Remis friedlich getrennt hatten, mit je fünf Punkten aus sechs Partien als gemeinsame Tabellenführer gestartet. Der sympathische Georgier, der für den SK Werther vereinzelt in der NRW-Oberliga zum Einsatz kommt, machte mit IM Chetverik überraschend kurzen Prozess. Damit bleibt ungeklärt, ob es - den »normalen« Erfolg Epishins über Schuh vorausgesetzt - nach Sonderwertungen wirklich zu Epishins fünftem Triumph gekommen wäre. Davit Shengalia erreichte als Einziger sechs Punkte aus sieben Partien und ist auf jeden Fall ein würdiger Turniersieger. Beeindruckend, wie er einige Begegnungen, in denen für die zahlreichen Zuschauer nichts Greifbares erkennbar war, noch zum Sieg führte.
Dirk Schuh kam wie GM Sergej Ovsejevitsch auf 5,5 Punkte, musste aber nach Sonderwertung mit Rang drei vorlieb nehmen. GM Epishin (5 Punkte) blieb diesmal nur Platz vier vor dem starken Kieler Matthias Budzyn (4,5 Punkte). Auch wenn er ein wenig wegen verpasster Chancen haderte, erzielte Herbert Kruse (SK Werther) als Achter hinter dem chilenischen IM Luis Rojas und GM Lev Gutman (SC Melle 03), die mit fünf weiteren Konkurrenten auf 4 Punkte kamen, einen guten Erfolg.
Zufrieden durften die »Wertheraner« Alexander Hilverda und Oliver Mußgnug (je 3 Punkte) auf den Plätzen 19 und 20 mit Zugewinnen bei den Wertungszahlen sein. Mit einem tollen Startsieg gegen IM Chetverik und Remis in der vierten Runde gegen IM Rojas sorgte der Ex-Wertheraner André Schaffarczyk (jetzt SV Empor Erfurt) für Furore, konnte das Niveau aber nicht ganz halten - es reichte zu Platz 14 mit 3,5 Punkten. Hinter seinen Erwartungen zurück blieb Jonas Freiberger (2,5 Punkte) als 26. unter 30 Teilnehmern.
Der für die Organisatoren auf den ersten Blick bedauerliche Rückgang der Anmeldezahlen für das Elite-Turnier A-Open findet eine verständliche Erklärung in den beiden Finalrunden der 1. und 2. Bundesliga am Samstag und Sonntag. Dadurch waren zahlreiche hochkarätige Stammgäste vor allem aus dem Ruhrgebiet verhindert. Im kommenden Jahr liegen die Bundesligatermine wieder günstiger.
Trotz des Zeitaufwands bei der Ermittlung der zahlreichen Preisträger ging die Siegerehrung in Anwesenheit von Bürgermeisterin Marion Weike und Friedhelm Schöning als Vertreter des Hauptsponsors Volksbank Halle pünktlich über die Bühne. SK-Vorsitzender Volker Meise bedankte sich unter dem Beifall des Publikums beim Organisationsteam um Turnierdirektor Stefan Pfannkuch mit seinen zahlreichen Helfern - vor allem auch aus der Familie von Paul Sahrhage, der sich selbst aus Altersgründen zurückziehen will - sowie Schiedsrichter Dirk Husemann vom Brackweder SK.

Artikel vom 03.04.2007