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Dreimal Gold für 50 meisterliche Jahre

Maler Hamann, Lamm und Giesselmann halten ihrer Innung die Treue


Von Michael Diekmann
und Bernhard Pierel (Foto)
Bielefeld (WB). Felix Hamann (74) hat die feinen Farbspritzer noch an der Brille. Den letzten Kundenauftrag hatte er noch am Freitag erledigt. Montag war »Feiertag«. Hamann, seines Zeichens Malermeister, erhielt im Haus des Handwerks von Obermeister Peter Schwabedissen den Goldenen Meisterbrief überreicht, so wie seine zwei Berufskollegen Rudolf Lamm (77) aus Schildesche und Wilfried Giesselmann (77) aus Gadderbaum. Drei altgediente Meister mit je 50 Jahren Berufserfahrung, freut sich Obermeister Schwabedissen, sind eine absolute Seltenheit: »Dass alle drei auch noch in der Innung mitarbeiten, ist wohl ebenso selten.«
Rudolf Lamm, in Schildesche geboren, hatte hier auch von 1946 bis 1949 gelernt und nach acht Jahren Gesellenzeit die Meisterprüfung abgelegt. Zwei Wochen später machte er sich an der Siemensstraße selbstständig. Ehefrau Ingrid führte viele Jahre die Buchhaltung des bestens eingeführten Betriebs, der 1992 von Lamms Sohn André übernommen worden war.
Der Gadderbaumer Wilfried Giesselmann hatte zunächst eine dreijährige Verwaltungslehre bei der Innungskrankenkasse IKK bis 1948 absolviert. Nachdem sein Bruder Günter 1950 bei Malerarbeiten ums Leben kam, machte Wilfried Giesselmann von 1951 bis 1953 im väterlichen Betrieb eine Malerlehre. Nach dem Tod des Vaters 1956 übernahm er die Firma, legte 1957 die Meisterprüfung ab und führte den Betrieb bis 2001. Der Wechsel aus der Verwaltung ins Handwerk, berichtet Giesselmann, habe er nie bereut.
Felix Hamann, geboren 1932 im schlesischen Schweidnitz, kam einst mit dem Fahrrad nach Bielefeld. In Hannoversch Gmünd lernte er von 1948 bis 1951, bastelte sich während der Lehrzeit aus Einzelteilen ein Fahrrad zusammen. Für den Rahmen, erinnert sich der Jubilar, musste er einen Urlaub bei seinem Meister durcharbeiten. Mit dem Rad fuhr er nach der Gesellenprüfung nach Bielefeld, um bei seiner Tante die Küche zu streichen.
Allerdings: Auf Stellensuche blitzte er beim heimischen Arbeitsamt ab, weil er aus Niedersachsen kam. Die Schlange der Wartenden war lang, deshalb griff Hamann zu einem Trick, begleitete einen anderen Bewerber zu dessen neuer Stelle bei der Hauptpost, bekam selbst auch einen Job und legte sechs Jahre später die Meisterprüfung ab. Als Selbstständiger verlegte Hamann Fußböden, übernahm Malerarbeiten und baute 1960 in Brake an den Malerbetrieb noch einen Tapetenladen an. Und den gibt es bis heute.

Artikel vom 03.04.2007