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Kollegen bedauern Abschied von Dr. Köchling

Letzter Arbeitstag des Chefarztes: Klinikum-Mitarbeiter sagen danke - Differenzen mit Leitung

Von André Best
Halle (WB). Seine liebsten Kollegen waren gekommen und bereiteten ihm einen herzlichen Abschied: Dr. Christoph Köchling, zehn Jahre lang Chefarzt der Chirurgie und stellvertretender Ärztlicher Direktor des Klinikums Ravensberg, hat an diesem Samstag seinen letzten Arbeitstag in Halle.

Wie berichtet, wechselt Dr. Christoph Köchling zum Bielefelder Johannisstift. Sein Nachfolger ist Dr. Michael Feltkamp, den Köchling 1996 als Leitenden Oberarzt nach Halle geholt hatte.
»Dienstag stehe ich bereits im Johannisstift am OP-Tisch«, sagte Dr. Christoph Köchling. Der Mediziner freut sich auf seine neue Aufgabe, die Kollegen aus Halle wird er aber »sehr vermissen«. »Es war eine gute, erfolgreiche und schöne Zeit«, sagte Dr. Köchling.
Stellvertretend für alle Krankenhaus-Mitarbeiter sprach Oberärztin Dr. Anne Calaminus einige nette Worte und berichtete von einem Chef, dessen Art immer ehrlich, direkt und unkompliziert war. »Durch Fleiß, Verantwortung, Können und Innovationsbereitschaft haben Sie dafür gesorgt, dass das Klinikum Ravensberg heute so einen guten Ruf hat«, sagte Dr. Calaminus. Sie erzählte einige Anekdoten. So zum Beispiel von schönen (Kinder)-Liedern, die Dr. Köchling im OP gerne gesungen hat (»Weihnachtslieder mochte er auch, vor allem im Frühling«). Sie erinnerte sich daran, dass Dr. Köchling einmal mit Blaulicht von der Polizei zum Krankenhaus gebracht worden ist. »Dr. Köchling hatte nur Hausschlappen an, keine Socken.« Grund: ein Notfall im Haller Krankenhaus.
Dr. Christoph Köchling habe nicht nur dafür gesorgt, dass die Fallzahlen am Klinikum Ravensberg schnell angestiegen sind. »Er hat auch so gute Ärzte wie Dr. Bosse und Dr. Feltkamp nach Halle geholt.« Dr. Calaminus überreichte dem Chefarzt ein Buch (»Der Wanderchirurg«), einen Rucksack, eine Laptoptasche, eine Termoskanne und - falls gar nichts mehr geht - einen »Flachmann«.
Ganz so harmonisch wie am Freitag bei der Verabschiedung von den Kollegen soll es zuletzt hinter den Kulissen nicht zugegangen sein. Hinter vorgehaltener Hand ist von Unstimmigkeiten zwischen der Krankenhausführung und Dr. Köchling die Rede. Das soll auch der Grund für seinen Wechsel nach Bielefeld sein. Im Kern soll es Differenzen gegeben haben, nachdem das Klinikum Ravensberg und die Städtischen Kliniken Bielefeld im Dezember 2006 eine Kooperation eingegangen sind. Bekanntlich wurde dabei auch eine Zusammenarbeit mit der Thorax-Chirurgie in Bielefeld vereinbart, die auch Folgen im Hinblick auf die Chirurgie-Kompetenzen nach sich zog. Hintergrund: Dr. Köchling und auch Oberarzt Dr. Michael Feltkamp sind auf Thorax-Chirurgie spezialisiert (Thorax=Brustkorb). Schwerpunkt der gemeinsamen Thorax-Chirurgie ist Bielefeld. Die Beteiligten selbst wollen sich öffentlich nicht äußern. Von der Krankenhaus-Leitung nahm am Freitag übrigens niemand an der Verabschiedung Dr. Köchlings teil. Über den Termin der Verabschiedung wurde das WESTFALEN-BLATT anonym informiert. Eine offizielle Einladung der Krankenhaus-Spitze hatte es nicht gegeben.
Nach Informationen des WESTFALEN-BLATTes bedauern die Klinikum-Mitarbeiter sehr, dass Dr. Christoph Köchling geht. Viele können nicht verstehen, wieso man einen so guten Chirurgen hat ziehen lassen.

Artikel vom 31.03.2007