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Mutter als Madonna der Feldarbeit

Wie der große Maler seine Mutter sah - Böckstiegel-Bilder-Serie 3. Teil


Werther (WB). »Meine ganze Arbeit ist durch den Segen der Mutter getränkt und gespeist. Durch ihr Leben, durch ihre Arbeit kam mein Inneres zur Entfaltung und empfing den Kern zur Kunst.«
Peter August Böckstiegel blieb sein Leben lang den Eltern eng verbunden. Immer wieder hob er ihre einfache, große Menschlichkeit hervor, hatten sie ihm, dem armen Kleinbauernsohn, doch ermöglicht, sein Talent auszuleben und Maler zu werden. Obwohl ihre finanziellen Möglichkeiten äußerst beschränkt waren, unterstützten sie den mit einem kargen Stipendium ausgestatteten Akademiestudenten in Dresden. Auch saßen sie ihm immer wieder Modell, wie das »Mutterbild« aus dem Jahr 1926 zeigt.
Der Maler zeigt seine 74jährige Mutter, die in Arbeitskleidung, mit karierter Schürze und Holzpantinen, etwas unbeholfen und mit dem Maler abgewendetem Blick auf den Boden schaut. Allein das große weiße Tuch, das ihr über Kopf und Schultern gelegt wurde, markiert die Inszenierung des Künstlers. Wie eine Madonna der Feldarbeit wirkt die müde, abgearbeitete Frau, die das Tuch wie eine Aura umgibt.
Immer wieder beschreibt der Künstler seine große Dankbarkeit für das intuitive Verständnis dieser einfachen, ungebildeten Menschen für seine Kunst: »Wenn ich die Mutter, die Eltern, wie mir oft vorgeworfen wird, zuviel gemalt haben soll, so kann ich nur sagen, es war noch viel zu wenig. Die Mutter, den Vater hat man nur einmal im Leben. Wenn mehr Mutterliebe, mehr Elternliebe unter den Menschen zu Hause wäre, hätten wir eine ganz andere Menschheit.« So sah Böckstiegel die Gesichter der alten Menschen, in denen die Mühsal ihrer Existenz tiefe Spuren eingegraben hatte, mit liebevollem Interesse und Bewunderung.

Artikel vom 31.03.2007