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»Jugend von heute nicht
planlos und verkommen«

Jonas Pfeiffer geht nacht Auschwitz - Sponsoren gesucht

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Foto)
Bielefeld (WB). »Wer nicht weiß, wo er hin will, muss sich nicht wundern, wenn er woanders ankommt«. Dieser Spruch hängt bei Jonas Pfeiffer im Hausflur. Und der weiß, wohin er will: nach Auschwitz!

Der 22-jährige Bielefelder möchte zum 1. September für ein Jahr in jenen Ort, der heute »Os«wieþcim« heißt und zu Polen gehört, dessen Name aber seit dem Zweiten Weltkrieg auch für größtes, vor allem jüdisches Leid in Folge der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland steht. Denn bekannt geworden ist die Stadt als Standort des größten Komplexes von Konzentrationslagern, insbesondere des KZs Auschwitz-Birkenau.
»Das Dritte Reich begleitet mich als Thema schon seit meiner Kindheit«, sagt Jonas Pfeiffer. »Und der der erste, dessen Name ich im Lexikon gesucht habe, war Adolf Hitler.« Aber nicht nur deshalb zieht es den Betheler Zivildienstleistenden, der mit dem Abitur in der Tasche auch gleich Geschichtswissenschaft studieren könnte, an den ehemaligen Ort des Grauens. Vielmehr möchte er auch »ein Zeichen setzen, dass die heutige Jugend nicht so planlos und verkommen ist wie sie oft dargestellt wird«.
Deshalb hat er sich an die »Aktion Sühnezeichen Friedensdienste« (ASF) gewandt, deren Freiwillige sich in 13 verschiedenen Ländern engagieren. 650 Euro kostet Jonas Pfeiffer die Teilnahme. Und er ist gehalten, einen Freundeskreis von Personen zu benennen, die bereit sind, ein Jahr lang monatlich zehn Euro zu spenden, damit der Friedensdienstler für die gemeinnützige Organisation aktiv werden kann.
Was auf ihn zukommt, weiß der Absolvent der Brackweder Gesamtschule Rosenhöhe bereits: Die Anreise und den Aufenthalt von Besuchergruppen in den Gedenkstätten organisieren, sie begleiten und erster Ansprechpartner sein, wenn es Probleme gibt. Die Örtlichkeit ist dem Bielefelder bereits bekannt, hat er Auschwitz doch im vergangenen Jahr bereits mit dem Geschichts-Leistungskurs besucht.
Schwester Sarah (21) war vor zwei Jahren in Tschechien und hat in einer jüdischen Gemeinde alte und geistig behinderte Menschen betreut. Jonas hat sich mit diverser Lektüre intensiv auf seinen Auslandsaufenthalt vorbereitet. Besonders stolz ist er auf die persönliche Widmung von Sally Perel in dessen autobiographischen Buch »Ich war Hitlerjunge Salomon«.
Wer Jonas Pfeiffer als Mitglied des Freundeskreises mit einer Spende (direkt an die ASF) unterstützen möchte, sollte bis spätestens 15. Juli mit ihm Kontakt aufnehmen. Er ist zu erreichen unter Tel. 0151-12725692 oder per E-Mail unter der Adresse »jonas_pfeiffer@web.de«.

Artikel vom 03.04.2007