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Stadtrat lässt
Kampwerth
durchfallen

Schlappe bei Bürgermeisterwahl

Von Oliver Horst
und Stefanie Hennigs
Versmold (WB). Das Gesicht wie versteinert, die Enttäuschung war Marianne Kampwerth anzusehen: Bei der Wahl zur zweiten stellvertretenden Bürgermeisterin musste die CDU-Politikerin gestern Abend eine herbe Schlappe einstecken. 18 Ratsmitglieder votierten in geheimer Wahl gegen, nur 15 für die 54-Jährige als Nachfolgerin des scheidenden Fraktionskollegen Günter Uhlmann.

Als Bürgermeister Thorsten Klute um 18.10 Uhr das Ergebnis der Abstimmung im Rat bekanntgab, hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Er und die 32 anwesenden Ratsmitglieder -Ê13 von der CDU, elf von der SPD, jeweils drei von FDP und UWG sowie zwei der Grünen -Êhatten zuvor ihr Kreuz in der Wahlkabine gemacht. Die Enttäuschung über die Entscheidung stand vielen CDU-Politikern nach der Bekanntgabe des Ergebnisses ins Gesicht geschrieben.
Marianne Kampwerth zeigte sich nach der Sitzung im WB-Gespräch gefasst, aber sehr enttäuscht. Sie habe zwar mit Gegenstimmen gerechnet. Doch dass es am Ende nicht reichte, sei für sie überraschend gekommen. »Ich werte das als Demontage«, sagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU. Woran es letztlich gelegen habe, könne sie sich nicht erklären. »Ich bin mir sicher, dass meine Fraktion hinter mir gestanden hat.«
Davon müsse auch er ausgehen, sagt CDU-Fraktionschef Ulrich Wesolowski. Er bezeichnete die Niederlage Kampwerths auch als »Niederlage für die CDU. So etwas hat es in Versmold noch nicht gegeben, dass man einer Partei das Vorschlagsrecht einräumt und dann den Kandidaten durchfallen lässt.« Zwar wisse er, dass es im Vorfeld Diskussionen bei den anderen Fraktionen gegeben habe. Er sei jedoch davon ausgegangen, dass letztlich die politischen Gepflogenheiten der vergangenen Jahre den Ausschlag geben würden. »Über die Brutalität dieses Vorgehens bin ich geschockt. Für die Atmosphäre im Rat ist das eine Katastrophe. Es ist ein Armutszeugnis.« Die CDU behält sich das Vorschlagsrecht für den nächsten Wahlgang vor. Ein Nachfolger für Uhlmann muss nun in der kommenden Ratssitzung am 24. Mai gefunden werden. »Wen wir dafür nominieren, werden wir in Ruhe in den nächsten Tagen entscheiden«, lehnte Wesolowski einen »Schnellschuss« ab.
Marianne Kampwerth hatte gestern als einzige Kandidatin zur Abstimmung gestanden. Die vier weiteren Fraktionen hatte auf die Nominierung eines eigenen Kandidaten verzichtet. Unumstritten war Kampwerths Kandidatur im Vorfeld auch in ihrer eigenen Partei nicht: Sie hatte sich nach WB-Informationen mit hauchdünnem Vorsprung in der Nominierungsabstimmung gegen Gudrun Tschorn durchgesetzt.

Artikel vom 30.03.2007