30.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Standort: Händler lehnen Wechsel ab

Kirchplatz-Anlieger wollen Wochenmarkt mit dem Marktplatz teilen - das WB fragt nach

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Soll der Wochenmarkt in jährlichem Wechsel auf Markt- und Kirchplatz stattfinden? Diese Frage stellte ein Kreis der Einzelhändler an der Dorfkirche jetzt ihren Kunden. Und die antworteten fast alle mit »Ja«. 200 Unterschriften liegen vor. Doch bei Kaufmannschaft, Markthändlern und der Gemeinde stößt das Thema auf ein geteiltes Echo, wie das WESTFALEN-BLATT bei einer Umfrage erfuhr.

Einig in ihrer Ablehnung sind sich die Marktleute über den Vorschlag des jährlichen Wechsels der Standorte. »Das ist viel zu irritierend für die Kunden«, sagt etwa Obst- und Gemüsehändler Stefan Kampsmann. Schon der Ausweichstandort Rathaus-Parkplatz bringe ihm Umsatzeinbußen von bis zu 60 Prozent. Wenn Kirchplatz, dann dauerhaft. Jeder Händler muss seinen festen Standplatz haben. »Die Kunden müssen wissen, wo sie uns finden können«, erklärt Bernd Kretschmann (Vino Tessa), der sich den Markt aber durchaus an der Kirche vorstellen könnte. Käsehändler Jörg Szeleschus ist gegen einen Standortwechsel überhaupt: »Der Markt muss so bleiben wie er ist. Jede Veränderung wäre tödlich.«
Dieter Reinhardt (»Der Teewagen«) hat hingegen das Rund an der Dorfkirche aus den ersten Jahren als sehr schön in Erinnerung. Er weiß aber auch um die Schwierigkeiten der Logistik dort. Die führt auch Fisch- und Feinkosthändler Dieter Schomberg an und lehnt eine Verlegung überhaupt ab: Die großen Gespanne und Wagen und das unterschiedliche Kommen und Gehen der Händler führten am engen Kirchplatz zu großen Problemen. Zudem wäre der Markt auseinandergerissen. Kompakt müsse er sein, der Kunde müsse von der Mitte aus alles überblicken können. Die Logistik müsste klappen, meint dagegen Landwirt Gerhard Stricker: »Aber wichtig ist doch, was die Kunden wollen.«
Die Leute würden sich an den Wechsel schon gewöhnen, ist sich Anne Hempel (Annes Kinderladen) sicher. Die Geschäftsfrau fände den Markt vor ihrer Tür gar nicht schlecht - er brächte mehr Kunden auch in die Läden. Und darauf setzen auch die Nachbarn: »Alles, was Bewegung und Leben auf den Kirchplatz bringt, ist gut«, sagt Renzo Ceotto, Inhaber des Eiscafés. Ginge es nach ihm, dürfte der Markt ruhig zweimal in der Woche stattfinden - einmal hier, einmal dort. »Wegen der Dorfatmosphäre wäre der Markt hier schön. Schade, dass die technischen Probleme wegen der engen Durchfahrten so erheblich sind«, so Kirsten Nägler-Luft. Wegen der Größe des Kirchplatzes hält auch Willi Wartenberg (Betten- und Matratzenservice) den Platz, an dem auch er Anlieger ist, für ungeeignet für den Markt: »Die großen Wagen würden sich gegenseitig blockieren«, sagt er, einst selbst Befürworter eines Marktes an der Kirche.
Und was sagen die Marktplatz-Anlieger? »Die Verlegung würde allen Bemühungen zur Belebung des Marktplatzes zuwiderlaufen«, so Sabine Rietz (Pearly Gates). Und Attila Kirbas (Marktcafé) fürchtet: »Ohne Wochenmarkt könnte man den Marktplatz gleich zuklappen.« Für Werner Sötebier (Elektro Sötebier) ist der Donnerstagnachmittag zwar nicht der große Umsatzsteigerer, doch der Wochenmarkt gehört für ihn auf den Marktplatz - obwohl der Haller Wochenmarkt in der engen Innenstadt durchaus etwas habe.
»Wozu haben wir eigentlich einen Marktplatz, fragt Wilfried Retzlaff (Voss Elektro Retzlaff). Er glaubt ebenfalls nicht an die große Umsatzsteigerung: »Die Leute steuern die Stände gezielt an, erledigen dort ihre Einkäufe und schleppen ihre schwere Taschen nicht auch noch in die Läden.«
»Der Markt gehört auf den Marktplatz«, fasst Bürgermeister Klaus Besser die Haltung von Politik und Verwaltung zusammen. Er beruft sich aber auch auf ein Gespräch mit den Markthändlern, in dem der Kirchplatz vor allem wegen der Logistik durchfiel. Aber egal, wo der Markt sei, alle im Dorf profitierten von ihm: »Er bringt ja insgesamt Leben und Kunden ins Dorf.«

Artikel vom 30.03.2007