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Großbaustelle sichert sauberes Wasser

Künsebecker Bach kann Schmutzfracht demnächst in neuem Regenrückhaltebecken abladen

Von Klaus-Peter Schillig
(Text und Foto)
Halle-Künsebeck (WB). Schon ein heftiger Gewitterschauer lässt den Künsebecker Bach über seine Ufer treten, aus der überlaufenden Kanalisation bekommt er einen ordentlichen Schwall Schmutzwasser mit auf den Weg Richtung Kölkebeck. Die Stadt Halle lässt deshalb nahe der Kreuzung Kreis- und Flurstraße ein großes Regenrückhaltebecken bauen.

Schon seit Jahren macht die Bezirksregierung in Detmold Druck, hat die Stadt Halle vor die Wahl gestellt: entweder den Bach ausbauen oder ein Regenrückhaltebecken anlegen. Das Tiefbauamt und die politischen Gremien haben sich für die zweite Variante entschieden, mussten dafür aber erst einmal ein passendes Grundstück finden und erwerben. Und genau da sind seit ein paar Wochen Bagger und schwere Lkw im Einsatz. 215 000 Euro kostet die gesamte Anlage, die auch die Verlegung und Renaturierung des Künsebecker Baches beinhaltet. Der floss vorher noch durch ein altes Mühlengebäude mit entsprechendem Mini-Wasserfall, jetzt schlängelt er sich in einem neuen Bett etwas gemächlicher abwärts.
Die Leistungsfähigkeit des Baches aber hat sich dadurch nicht wesentlich erhöht: 0,71 Kubikmeter pro Sekunde schafft das kleine Gewässer, schon bei einem Regenereignis, wie es alle zehn Jahre vorkommen kann, erhöht sich der natürliche Abfluss auf 0,81 Kubikmeter pro Sekunde. Aus den Baugebieten, erläutert Halles Tiefbau-Ingenieur Eckhard Hoffmann, aber kommen dann pro Sekunde noch einmal 2,86 Kubikmeter dazu. Und das sorgt regelmäßig dafür, dass das Regenüberlaufbecken an der Teutoburger Straße in dickem Schwall ein Gemisch aus Regen- und Schmutzwasser an den Bach abgibt.
Der erste Spülstoß mit der stärksten Verschmutzung landet zwar in der Kläranlage, das weitere verschmutzte Wasser aber im Bach, was in der Folge auch die Ems belastet. Das Regenrückhaltebecken soll genau das verhindern. Sobald der Wasserstand im Bach eine gewisse Höhe überschreitet, können die Fluten über eine Spundwand in das neue Becken schwappen. Das hat ein Speichervolumen von 9 500 Kubikmetern und senkt dadurch den Durchfluss im unterhalb liegenden Bach auf 0,6 Kubikmeter pro Sekunde. Innerhalb des Beckens muss das Wasser durch einen Schotterwall sickern, auf dem sich im Laufe der Zeit ein Biofilm mit Bakterienstämmen bilden wird. Die Steine und die Kleinstlebewesen reinigen das Wasser weitgehend von Schadstoffen, bevor es wieder in den Bach zurückgeleitet wird. Die Pufferwirkung reicht, um einen kräftigen Gewitterschauer wieder abziehen zu lassen.
Wenn die Bagger abgezogen sind, werden nur einige wenige Schilf- oder Rohrkolben-Pflanzen in das Becken gesetzt, den Rest erledigt dann die Natur. Auch das Außengelände soll sich selbst begrünen. Zwischen dem neuen Becken und der Flurstraße könnte außerdem einmal die Haller Entlastungsstraße verlaufen.

Artikel vom 31.03.2007