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Ho, ho, ho:
Doktor Doll
begeistert

100-Prozent-Chance

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Dortmund (WB). Es ist nicht die schönste Gegend. Baracken, abbruchreif. Verfallene Rumpelkammern. Und dahinter soll Borussia trainieren?

Das tut sie tatsächlich. Im Dortmunder Ortsteil Brackel. Dort, wo früher die britischen Soldaten stationiert waren und noch immer am Eingangstor jemand gelangweilt das Objekt schützt, kickt nun auf Miete an die Stadt der Bundesligist. Erst musste das Gelände »entmunitioniert« werden, dann konnten Fußball-Felder entstehen. »Wenn mal alle Plätze fertig sind«, sagt BVB-Pressechef Josef Schneck, »kann hier die ganze Bundesliga trainieren.«
Zunächst wären die Borussen wohl froh, wenn sie selbst dabei bleiben dürften. Abstiegsgefahr steht über dem Westfalen-Derby heute bei Arminia Bielefeld. Wie konnte das den Dortmundern nur passieren? Florian Kringe winkt ab: »Das haben wir alles schon tausend Mal durchgekaut. Ich möchte darüber nicht mehr sprechen. Ich blicke nach vorn. Wir müssen da unten weg kommen.«
Sein Schweizer Mannschaftskollege Alexander Frei stürmte erst im Sommer zur Borussia, aber soviel begriff er sehr schnell: »Wir sind es dem Verein und den Menschen hier schuldig, dass wir es schaffen.« Der Torjäger sagt, dass er seinen »kleinen Beitrag dazu leisten möchte.« Nach Ende des Trainings schießt er noch zur Übung ein paar Bälle rein. Für das gute Gefühl. Zuvor haben Hunderte den Profis zugesehen und dabei erlebt, wie Trainer Thomas Doll gelungene Aktionen übermäßig preist: »Jawoll, meine Herren. So will ich das sehen. Ho, ho, ho«, ruft der 40-Jährige begeistert, als die Kugel ins Netz zischt. Noch öfter aber fliegen die Bälle in die Weiten der Borussia-Prärie in Brackel.
Für das Abschlusstraining lässt Doll dann die Gardinen runter. Von jetzt an ist alles geheime Kommandosache. Was sie zu bieten haben, wollen die Dortmunder erst heute zeigen. Passieren kann ihnen eigentlich nichts. Weil auf der Intensivstation, auf der sie eingeliefert wurden, offenbar jede Operation gelingt. »Unsere Überlebenschance«, beteuert »Doktor« Doll, »liegt bei 100 Prozent.«

Artikel vom 30.03.2007