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Ein »Schnäppchen« sorgt für Torgefahr

Paderborn: mit Krupnikovic gegen den Karlsruher SC

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Sechs Treffer in den vergangenen 180 Meisterschaftsminuten - rechtzeitig vor dem heutigen Gastspiel (18 Uhr, Löns-Stadion) von Tabellenführer Karlsruher SC hat Zweitligist SC Paderborn 07 seine bis dahin ungeahnte Torgefahr neu entdeckt. Die Hauptrolle spielt einer, den kaum jemand auf der Rechnung hatte: Nebojsa Krupnikovic.

Paderborns Last-Minute-Einkauf vom japanischen Erstligisten JEF United Ichihara wurde zunächst belächelt, die ersten Trainingseinheiten bestätigten auch die (Vor)urteile: Die fußballerische Klasse des 33-jährigen Erstligaprofis (88 Spiele, elf Tore) fiel zwar sofort auf, sein Trainingsrückstand war aber ebenso unübersehbar. Eine kurzfristige Hilfe im Abstiegskampf sieht anders aus, Trainer Holger Fach stand dennoch immer hinter diesem Wechsel: »Wir sind kein Risiko eingegangen. Krupi hat uns nichts gekostet, sein Vertrag läuft im Sommer schon wieder aus.«
Inzwischen hat das »Schnäppchen« sein Gehalt schon fast wieder eingespielt. An drei der vergangenen sechs Tore war der Serbe direkt beteiligt, besiegelte im Heimspiel gegen Essen mit einem Freistoß zum 3:1 den ersten Heimsieg nach fünf Monaten und bereitete auch in Haching das 3:0 von Erwin Koen mustergültig vor. Damit stieß der SCP die Tür in Richtung drittes Zweitliga-Jahr ganz weit auf. Die neue und in Paderborn gewohnt hohe Erwartungshaltung versucht der Zehner aber zu bremsen: »Da haben wir gegen zwei Abstiegskandidaten gespielt. Am Freitag kommt mit dem KSC ein Aufsteiger.«
Zwei Siege oder sechs Punkte braucht der SC Paderborn 07 noch aus den letzten acht Begegnungen, um das Klassenziel zu erreichen. In der Hinrunde sammelte der SCP gegen die gleichen Gegner nur noch vier Pünktchen. Danach musste Roland Seitz als Trainer gehen, Holger Fach kam und mit ihm wurde zumindest der Abstand zur Abstiegszone von zwei auf acht Punkte vergrößert. »Ein Vorsprung, den wir vielleicht noch brauchen werden«, meint Krupnikovic und verweist auf die heutige Heimaufgabe: »Der KSC hat Essen unterschätzt und deshalb verloren. Einer Spitzenmannschaft wird das kein zweites Mal passieren.«
Acht Spieltage vor Schluss acht Punkte Vorsprung - am Klassenerhalt zweifelt in Paderborn ernsthaft aber niemand mehr. Gespräche über eine Vertragsverlängerung hat Nebojsa Krupnikovic trotzdem noch nicht geführt. »Von mir aus können wir auch erst im Mai miteinander reden«, sagt der Ex-Armine. Nur eins steht für den technisch versierten Linksfuß fest: Die Zeit der Trennung von der Familie ist spätestens im Sommer vorbei. Töchterchen Dorothea (9), Filius Michalo (5) und natürlich seine Frau Alexandra werden Belgrad im Juni verlassen, nur das Ziel ist noch ungewiss. Aber das kann einen Weltenbummler in Sachen Profi-Fußball nicht verunsichern. Ein Dutzend Arbeitgeber in sechs verschiedenen Ländern beweisen: Nebojsa Krupnikovic ist nicht nur in der Offensive immer für eine Überraschung gut.

Artikel vom 30.03.2007