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Wo ALG-II-Empfänger
eine Chance bekommen

Firma Felsch hat ein Dutzend Menschen aus Abseits geholt

Werther (mapu). Schwer vermittelbar, wenn nicht gar völlig abgeschrieben: Empfänger von Arbeitslosengeld II haben auf dem Arbeitsmarkt einen schweren Stand. Die Felsch Spritzguss GmbH pfeift jedoch auf die Vorurteile: Das Wertheraner Unternehmen holte innerhalb der vergangenen sechs Monate gleich zwölf Menschen aus dem beruflichen und gesellschaftlichen »ALG II«-Abseits heraus und bot ihnen ein festes Beschäftigungsverhältnis an.

Vermittelt wurden die Arbeitsuchenden von der GT Aktiv GmbH, der Arbeitsgemeinschaft von Kreis Gütersloh und Arbeitsagentur. Die Bereitschaft der Firma Felsch, soziale Verantwortung zu übernehmen, würdigt GT-Aktiv-Geschäftsführer Fred Kupczyk als herausragend: »Dass ein mittelständischer Familienbetrieb innerhalb eines halben Jahres ein Dutzend ALG II-Empfänger einstellt, ist etwas ganz Besonderes.« In Bezug auf die in einem Rutsch angeforderten und abgeschlossenen Arbeitsverhältnisse belegt Felsch damit einen absoluten Spitzenplatz bei der seit zwei Jahren tätigen GT Aktiv GmbH.
Wobei Kupczyk klarstellt: »Es handelt sich hierbei nicht einmal um vorübergehende Zeitarbeit bei Leihfirmen, sondern um Jobs unter der direkten Verantwortung des Arbeitgebers. Hier ist die Chance auf eine Vertragsverlängerung ungleich höher.« Denn Felsch plant, die neuen Mitarbeiter langfristig einzusetzen, wie der für das Personalwesen zuständige Rüdiger Felsch bekräftigt. »Wir wollen weiter expandieren. Mit diesen zwölf Neuanstellungen ist das Ende der Fahnenstange wohl noch nicht erreicht«, profitiert der auf die Herstellung und Montage von Plastikteilen spezialisierte Dienstleister derzeit von einem spürbaren Wirtschaftsboom.
Obwohl die Felsch GmbH seit ihrer Gründung 1988 mit damals vier Arbeitern auf heute 144 Angestellte gewachsen ist, habe sie ihren familiär geprägten Charakter nie verloren, sagte die für die Finanzen zuständige Rosmarie Felsch. »Auch deshalb und aus sozialem Bewusstsein haben wir uns entschieden, für unsere zwölf freien Stellen auf ALG II-Empfänger zurückzugreifen«, erklärt der für den Technik-Bereich verantwortliche Thorsten Felsch.
Die von der GT Aktiv GmbH vermittelten Kräfte bekamen zudem die Gelegenheit, die Firmenführung von ihrer Tauglichkeit zu überzeugen. Zwei Wochen lang nahm die vom 50-jährigen Langzeitarbeitslosen bis zum 20-jährigen Schulabbrecher bunt gemischte Gruppe bei Felsch an einem Probetraining teil. Die Jobanwärter lernten ihren Arbeitsplatz kennen, an dem sie künftig als Produktionshelfer oder Lageristen tätig sind. »Eine unkonventionelle Art der Bewerbungssondierung«, wie Thorsten Felsch einräumt. »Aber sie hat großen Erfolg gezeigt und einmal mehr bewiesen, dass ALG II-Empfänger nicht schlechter sein müssen als diejenigen, die man auf dem freien Markt findet.«

Artikel vom 30.03.2007