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Jetzt liegen 500 Schiffe fest

Rhein gesperrt: Unglücksfrachter hatte Riss im Rumpf

Köln (dpa). Nach dem Frachter-Unglück auf dem Rhein steht die Binnenschifffahrt vor millionenschweren Verlusten und weiteren Geduldsproben.
400 wartende Kapitäne können ihre Reise auf Europas wichtigster Wasserstraße voraussichtlich erst am Freitag fortsetzen, nachdem gestern bei Köln die Bergungsarbeiten mit Spezialgerät begonnen haben. Insgesamt hatte die »Excelsior« bei der Havarie am Sonntag 31 Container verloren. Drei davon enthielten Gefahrgut. Seitdem ist der Rhein auf einer Strecke von 20 Kilometern gesperrt. 17 Container liegen in Ufernähe, weitere 14 sind in der Fahrrinne gesunken.
Gestern nachmittag machten sich Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) in Köln-Zündorf ein Bild von den Bergungsarbeiten, die zunächst schleppend vorangingen. Tiefensee lobte die Einsatzkräfte vor Ort und sprach sich gegen eine vorschnelle Verschärfung der Vorschriften für die Container- Schifffahrt aus.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Duisburg war ein Riss im Rumpf der »Excelsior« vermutlich der Grund dafür, dass das Containerschiff in Schräglage geraten war. »Durch den Riss war Wasser eingedrungen, das Schiff neigte sich, und die Ladung geriet ins Rutschen«, sagte Oberstaatsanwalt Detlef Nowotsch.
Die Sperrung verursacht nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt für jedes vor Anker gegangene Schiff 2000 Euro Betriebskosten pro Tag. Die Binnenschifffahrt rechnet mit einem Millionenschaden für die Reeder. »Solche Schäden werden von Niemandem bezahlt. Das ist höhere Gewalt«, sagte der Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt, Jens Schwanen. Zu den Kosten für die vor Ort wartenden Schiffe kämen noch die Belastungen für Schiffe hinzu, die wegen der Sperrung nicht losgefahren seien oder in entfernten Häfen ankerten. Ausfallversicherungen gebe es in der Branche allgemein nicht. Schadensersatzforderungen hätten wenig Aussicht auf Erfolg.
Die Bergungsarbeiten drehten sich zunächst um zwei Gefahrgut- Behälter in Ufernähe. Dabei wurde auch ein Taucherglockenschiff eingesetzt. Solche Spezialschiffe ermöglichen ein Arbeiten im Trockenen auf dem Grund eines Gewässers.

Artikel vom 28.03.2007