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Avantgardist malt die Natur

Außergewöhnliche Schau im Wilhelm-Busch-Museum in Hannover


Von Rolf-Dieter Bock
Hannover (WB). Hand aufs Herz, haben wir »unseren« Wilhelm Busch wirklich und ganz und gar gekannt? »Max und Moritz« samt ihren Streichen und »Die fromme Helene« - klar, das ist Volksgut, man amüsiert sich bisweilen über die Streiche der bösen Buben, auch wenn man gleichzeitig etwas erschrocken über die eigene Schadenfreude ist.
Doch das ist nur die eine Seite des Zeichners, Dichters, Denkers und Malers. Jawohl: Maler. Gerade diesen stellt die neue Ausstellung, die noch bis zum 3. Juni im Wilhelm-Busch-Museum im hannoverschen Georgengarten zu sehen ist, in den Vordergrund. Und das sind nicht nur Zeichnungen, sondern vor allem Ölbilder, die bisher noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren.
Am 15. April feiert die Wilhelm-Busch-Gesellschaft den 175. Geburtstag des »Avangardisten aus Wiedensahl« (Buschs Geburtsort nordwestlich von Hannover), gebührend nämlich mit dem Projekt »Pessimist mit Schmetterling«, das wahrlich außergewöhnlich gut und von der Präsentation gelungen ist. Eigentlich handelt es sich um zwei Ausstellungen. Die eine zeigt nun einen Eindruck des gesamten Werks von Wilhelm Busch als Maler und Zeichner der Natur. In dichter, chronologischer Hängung werden 247 Ölbilder gezeigt, die alle Schaffensphasen repräsentieren. Insbesondere hier zeigt sich erstmals der Avantgardist.
Das auch zum zweiten in der anderen Schau: Sie zeigt exemplarisch die Modernität von Busch als Autor von Bildergeschichten und wie der Schöpfer von Max und Moritz Comic-Zeichner in New York und Filmemacher in Hollywood beeinflusst hat.
Die Besucher können Busch überdies mit allen Sinnen erfahren. In drei Räumen sind Szenen aus der kaum bekannten Erzählung »Eduards Traum« dargestellt, die sich allerdings nur schwer erschließen, wenn auch Idee und Ausführung Lob verdienen.
Zu der Ausstellung, die ein Muss sein sollte, ist ein ausgezeichneter, gebundener Katalog im Großformat erschienen.
Angesichts der Fülle, die er bietet, ist der Preis von 49 Euro alles andere als hoch.

Artikel vom 28.03.2007