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»Überstürzt und unverschämt«

Fußball-Bezirksliga: Ablösung von Coach Thomas Schmidtke spaltet Solbad

Von Stephan Arend
Borgholzhausen (WB). Thomas Schmidtkes Gastspiel als Trainer des Fußball-Bezirksligisten TuS Solbad dauerte genau sechs Monate. Seine Entlassung nach der 0:1-Niederlage gegen SV Canlar ging kurz und knapp über die Bühne. »Das Telefonat hat keine 30 Sekunden gedauert«, so Michael Heß. Der stellvertretende Fußball-Obmann informierte den Coach Sonntag Abend. Ab sofort übernimmt Igor Sreckovic, der Schmidtke eigentlich erst in der kommenden Saison ablösen sollte, das Kommando in Ravensberg (das WB berichtete).

So plötzlich und schnell der Wechsel auf der Solbader Trainerbank vor sich ging - er sorgt für reichlich Gesprächsbedarf, Unverständnis und Ärger. Selbst Fußball-Obmann Frank Fister distanzierte sich von der Entscheidung contra Schmidtke, die sein Stellvertreter offenbar mit der Unterstützung des Hauptsponsors im Rücken durchboxte. Auch große Teile der Mannschaft und andere Sponsoren bedauerten die jüngste Entwicklung. Nicht auszuschließen, dass der »Fall Schmidtke« in die Verlängerung geht. In Spielerkreisen wird darüber nachgedacht, um den Verbleib des Trainers bis zum Saisonende zu kämpfen. Und Frank Fister ließ offen, ob er unter diesen Voraussetzungen überhaupt als Fußballobmann weitermacht. Er kündigte vor der Jahreshauptversammlung am 13. April (übrigens ein Freitag) interne Gespräche an. Thomas Schmidtke selbst wollte gestern keinen Kommentar abgeben.

Stimmen
Frank Fister (Fußballobmann des TuS Solbad): »Ich bin mir sicher: Mit Thomas hätten wir den Klassenerhalt geschafft. Mit Ausnahme der Partie in Kusenbaum stimmten die Leistungen. Was kann der Trainer dafür, wenn Leistungsträger wie Graul und Ciftci langfristig ausfallen und ein Jens Hülsmann statt zu schießen den Ball vertändelt. Ich weiß auch nicht, wie und mit welchen Leistungen die Spieler auf diese Entscheidung reagieren. Ich habe das hier in den vergangenen Jahren mit aufgebaut. Wer nun nicht auf mich hört, muss auch die Konsequenzen tragen. Vor der Jahreshauptversammlung wird es auf jeden Fall einige Gespräche geben.«

Michael Heß (Stellvertretender Fußball-Obmann): »Kein Frage: Das Training ist super, und Thomas hat die Mannschaft in den Griff bekommen. Doch das alles hat unter dem Strich nichts gebracht, was in der Tabelle zu sehen ist. Deshalb müssen wir es nun anders versuchen. Manche Entscheidungen von Thomas Schmidtke wie die Torwartwechsel erinnern mich an ein Kasperl-Theater und sorgen für Unruhe, auch wenn sie uns direkt keine Punkte gekostet haben. Auch ein Igor Sreckovic als Trainer ist natürlich keine Garantie im Kampf um den Klassenerhalt.«

Jens Hülsmann (Stürmer des TuS Solbad): »Ich kann die Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehen. Ich habe mit einigen erfahrenen Spielern unserer Mannschaft gesprochen. Sie alle waren geschockt, einige auch richtig sauer. Nach einer Partie sind immer noch so viele Emotionen mit im Spiel. Es ist unverständlich, warum man nicht eine Nacht darüber geschlafen hat, um dann vernünftig zu diskutieren.«

Michael Muxfeldt (Abwehrstütze des TuS Solbad): »Thomas Schmidtke zu entlassen, ist nicht in Ordnung, weil sich die Mannschaft unter seiner Regie gefunden hat. Das Mindeste, was wir jetzt tun können, ist, uns vernünftig von ihm zu verabschieden.«

David Fister (Hauptsponsor des TuS Solbad): »Ich stehe auf der Seite von Michael Heß. Thomas Schmidtke ist ein guter Trainer. Er ist aber überqualifiziert, und Solbad ist eben keine Oberliga-Mannschaft. Ein Mann wie Alfano zum Beispiel muss immer spielen. Irgendetwas musste doch passieren, um den Absturz zu stoppen.«

Jens Raulf (Sponsor): »Der Rauswurf von Thomas Schmidtke ist eine Unverschämtheit. Diese ganze Geschichte schadet der Außendarstellung des Vereins. Als Schmidtke in Solbad anfing, waren fünf Leute beim Training, jetzt ziehen 20 Spieler mit. Es liegt doch nicht am Trainer, dass Ciftci und Graul verletzt sind. An der Arbeit von Thomas Schmidtke gibt es nichts auszusetzen.«

Igor Sreckovic (Schmidtke-Nachfolger): »Ich habe für die neue Saison die Zusage gegeben. Da kann ich jetzt nicht weglaufen. Ich hoffe, es geht ein Ruck durchs Team, damit wir das nötige Quäntchen Glück erzwingen.«

Artikel vom 27.03.2007