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Runge-Chef kauft das
alte Bahnhofshotel

Weitere Nutzung noch offen - hoher Investitionsbedarf

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Das Bahnhofshotel ist verkauft. Lange hat es, das ehemalige Übergangswohnheim der Gemeinde, leer gestanden, lange war es auf dem Immobilienmarkt angeboten worden. Erworben hat es die Impetus Verwaltungsgesellschaft. Hinter der steht Dieter Seggewiß, geschäftsführender Gesellschafter der Steinhagener Verlagsauslieferung Runge.

Der Unternehmer hat das Objekt schon länger im Blick - vom Fenster seines Büros aus kann er direkt hinübersehen: »Das Bahnhofshotel gefiel mir immer schon«, sagte er gestern im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Bereits vor drei Jahren hatte er dem Bürgermeister gegenüber, ganz unverbindlich damals, Kaufinteresse signalisiert. »Nun haben wir lange genug darüber geredet. Dennoch war es ein Schnellschuss«, so Dieter Seggewiß.
Denn was aus der Immobilie, zu der neben dem Hotel auch ein Bungalow und 2000 Quadratmeter Grund gehören, werden soll, das ist noch nicht ganz klar. Gewerblichen Zwecken wird sie dienen, soviel ist sicher. »Wohnraum wäre schwierig«, so der Käufer. Derzeit nutzt die Firma Runge die Räume schon als Lager für Waren ohne Wert - für hunderte sperrige Pappaufsteller für den Buchhandel zum Astrid-Lindgren-Jubiläumsjahr beispielsweise. Doch der bauliche Zustand der Gebäude ist schlecht: »Die Front imponiert mir, und sie soll auch dauerhaft erhalten bleiben. Aber was dahinter passiert, das müssen wir sehen.« Ein Schmuckstück sei das Bahnhofshotel ja seit Jahren nicht mehr, man werde auf jeden Fall Teile abreißen müssen so verwinkelt wie der Komplex gebaut sei. »Das Treppenhaus beispielsweise ist so steil, dass man es heute gar nicht mehr abgenommen bekäme«, sagt der Runge-Geschäftsführer. Was die Planung darüber hinaus erschwere, so erklärt er weiter, sei die Neuvermessung und Parzellierung, die die Gemeinde an der Straße Am Bahnhof durchführen müsse. So ziehe sich die Grundbucheintragung noch hin.
Die Verträge indes sind unter Dach und Fach. Doch 140 000 Euro, die sie für die Immobilie schon wegen des Grundstücks und der prädestinierten Lage eigentlich haben wollte, hat die Gemeinde nicht erzielt. Den genauen Kaufpreis wollen weder Käufer noch Gemeinde nennen, Bürgermeister-Stellvertreter Reinhard Junker sprach aber von einer Summe im oberen fünfstelligen Bereich. Mehr sei nicht möglich gewesen schon wegen des schlechten Zustands und des großen Investitionsbedarfs: »So sind unabhängig von der Nutzung erhebliche Brandschutzauflagen zu erfüllen«, sagte er. Es sei sicherlich nicht der Riesenerlös erzielt worden, aber der Verkauf sei allemal eine Entlastung für die Gemeinde. »Ein Haus wird auch nicht wertvoller, wenn es nicht genutzt wird«, so Junker.
Die Gemeinde hatte das alte Bahnhofshotel Riewe 1990 gekauft, als sie angesichts der Flut von Aussiedlern und Asylbewerbern dringend Wohnraum brauchte. Zum 1. April 2004 war die Nutzung angesichts der erheblich gesunkenen Flüchtlingszahlen aufgegeben, das Gebäude zum Verkauf gestellt worden.

Artikel vom 27.03.2007