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»Das Interesse ist beruhigend«

Auch der zweite Tag auf der Buchmesse in Leipzig zeigte volle Hallen

Auf der Buchmesse hört Niclas (4) ein neues Hörbuch über »Die wilden Kerle«.Foto: dpa

Leipzig (dpa). Tausende Besucher haben auch am zweiten Tag der Leipziger Buchmesse die Hallen bevölkert. Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass nutzte am Freitag eine Lesung für seine Medienkritik. Einer der ältesten Autoren dieses Buchmesse-Jahrgangs wurde am Abend erwartet. Der 78-jährige kirgisische Schriftsteller Tschingis Aitmatow wollte aus seinem Buch »Der Schneeleopard« lesen.
Ein vollgepacktes Leseprogramm bot tagsüber Begegnungen mit alten Hasen, Jungautoren und Literaturdebütanten. Schauspieler Michael Degen sagte bei der Vorstellung des zweiten Teils seiner Autobiografie »Mein heiliges Land. Auf der Suche nach meinem verlorenen Bruder«: »Ich habe noch nie eine so volle Messe gesehen. Das Interesse hier, das ist beruhigend.« Auch prominente Musiker stellten eigene Bücher vor, wie Ulla Meinecke und Heinz Rudolf Kunze.
Die Nachfahren von Leo Tolstoi und Michail Scholochow lasen aus den Werken ihrer Ahnen und ließen so die frühere Sowjetzeit noch einmal auferstehen. Weil der Übersetzer, der die deutschen Versionen lesen sollte, im Schnee stecken blieb, erhielten die Besucher einen unfreiwilligen Russischkurs - und die Schriftstellernachfahren waren erstaunt, wie viele Deutsche ihrer Sprache mächtig sind.
Laut Stiftung Lesen wird Kindern immer weniger vorgelesen. Das Schulbuch sei oft der erste Kontakt mit dem Medium Buch. »Zwei von drei Eltern lesen ihrem Nachwuchs nie vor. Eltern aus bildungsfernen Schichten lesen ihren Kindern von der Geburt bis zur Einschulung insgesamt nur 24 Stunden vor«, sagte Christoph Schäfer von der Stiftung bei der Vorstellung des Trendberichts »Kinder- und Jugendbuch 2007«. Etwa 500 Erzieher informierten sich in einem Workshop, wie sie die frühkindliche Bildung verbessern können.

Artikel vom 24.03.2007