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Gute Zeiten an der Uni

Studenten der Uni Bielefeld haben im Wintersemester das Drehbuch zur ersten Uni-Soap Deutschlands geschriben. Titel: »Durchfahrt Uni Bielefeld«. Nun folgt die Verfilmung. Interessierte können sich bei einem offenen Casting Ende April/Anfang Mai um eine Rolle bewerben.

Jeden Vorabend flimmern unzählige »Daily Soaps« auf den Mattscheiben deutscher Wohnzimmer. Die meisten sind einfach gestrickt: Makellose Darsteller verkörpern eindimensionale Charaktere, die in realitätsfernen Handlungssträngen sich stets wiederholende Geschichten produzieren - und damit unzählige Teenager in ihren Bann ziehen.
Was das Erfolgsgeheimnis dieses TV-Formats ist und wie die Produktion am Fliessband abläuft, das wollten die Teilnehmer des Seminars »Gute Zeiten für kreative Köpfe« im Wintersemester 2006/2007 herausfinden. Aus ihren kritischen Einstellungen gegenüber Qualität und Botschaft der Soap wuchs die Idee, es besser zu machen. Entstanden ist das Drehbuch zu einer Uni-Soap, das jetzt verfilmt wird.
Unter der Leitung von Schreibtrainerin Sandra Köcher diskutierten die Studenten zunächst über Inhalt und Zielgruppe ihrer Soap. Es wurden Charaktere herausgearbeitet, Ideen diskutiert, Dialoge formuliert, und schließlich wurde alles zusammengefügt. Seminarteilnehmer Olaf Thiemann: »Für uns alle stand fest, dass unsere Soap sich an Studenten richten wird. Wir wollen Themen aufgreifen, die jeden Studierenden etwas angehen.«
Das haben die zehn Drehbuchautoren geschafft: In verschiedenen Handlungssträngen geht es bei »Durchfahrt Uni Bielefeld« um eine Studentin mit Kind, die aufgrund der Doppelbelastung überlegt, ihr Studium abzubrechen. Da ist eine asiatische Austauschstudentin, die neu an der Uni ist und sich in der fremden Kultur und einer chaotischen WG zurechtfinden muss. Oder der Hiwi, der auf die moralische Probe gestellt wird, als sein Professor von ihm die Mithilfe bei einem kriminellen Projekt verlangt. Der Student, der vor der Entscheidung steht, sein Studium aufgrund des Leistungsdrucks und der Studiengebühren abzubrechen. Und natürlich kommt die Liebe nicht zu kurz. »Wir haben darauf geachtet, dass wir eine gute Mischung hinbekommen. Wir wollen realitätsnah erzählen, dabei aber locker und unterhaltsam bleiben«, erklärt Tanja Ackemann die Themenwahl.
Nachdem das Drehbuch zur ersten Folge fertig gestellt war, wurde es auf einem Schülersymposium präsentiert. Die Resonanz war gut - und so stand für alle Seminarteilnehmer fest, das Drehbuch auch zu verfilmen.
Im Sommersemester werden die Drehbuchautoren nun in einem weiteren Seminar unter der Leitung von Fabio Magnifico zu Filmproduzenten und stehen damit erneut ohne Erfahrung da -Êwie zu Anfang des Drehbuchseminars. Torsten Kuenzel freut sich auf diese Herausforderung: »Ist doch spannend, den Produktionsablauf eines Films mitzuerleben. Es ist bestimmt harte Arbeit, aber eine einmalige Erfahrung.« Die Studenten stecken momentan voll in den Vorbereitungen für die Verfilmung: Teile des Drehbuchs müssen umgeschrieben, Schauplätze ausgewählt, und die neue Homepage muss mit Inhalt gefüttert werden.
Die Seminarteilnehmer sind sich einig: Wenn das Filmen ebenso viel Spaß macht wie das Schreiben, wird die Soap ein Langzeitprojekt, das im Offenen Kanal Bielefeld einen Sendeplatz erhält und damit den deutschen Soap-Alltag bereichern wird.
Eine Frage wäre noch zu klären: Was ist mit den Darstellern? Die Autoren laden Interessierte ein, bei einem offenen Casting ihre schauspielerischen Fähigkeiten zu zeigen und so möglicherweise für eine Rolle in der Soap besetzt zu werden. Der Termin wird Mitte April festgelegt. Nähere Infos gibt es im Internet.Farina Kohl
www.universitaet-bielefeld/dubi

Artikel vom 03.04.2007