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Urgestein wechselt auf die Zuhörerbank

Günter Uhlmann (70) geht nach 34 Jahren in den kommunalpolitischen (Un-)Ruhestand

Versmold (WB). Ein Mann der klaren Worte, aber nie mit Angriffen unter der »Gürtellinie«. Nie ein »Parteisoldat«, aber trotzdem immer seiner Linie treu: 34 Jahre hat Günter Uhlmann (70), stellvertretender Bürgermeister, die politischen Entscheidungen der Stadt mitbestimmt. Heute wird der CDU-Vertreter zum letzten Mal als Ratsmitglied in Aktion zu erleben sein: Aus Altersgründen gibt er seine Ämter ab. Über das Warum, Davor und Danach sprach WB-Redakteurin Stefanie Hennigs mit Günter Uhlmann.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Wahlkampf erinnern? Und wie unterscheidet er sich von Ihrem letzten?Günter Uhlmann: Mein erster Wahlkreis war in Knetterhausen, ich habe ihn von jemandem übernommen. Dem Ergebnis habe ich damals mit einigem Bangen entgegen gesehen - denn schließlich lag der Bezirk außerhalb meines Wohnbereichs. Ich hatte Zweifel, ob mich die Menschen gut genug kennen. Ich bin dann aber direkt gewählt worden -Êgenauso wie bei allen weiteren Wahlen. Der Wahlkampf war damals genauso wie heute.

Ein beliebter Vorwurf ist, dass Politiker immer im Wahlkampf sind und ihre Entscheidungen nur mit Blick darauf fällen. Günter Uhlmann: Wir dürfen niemals den Wunsch und den Willen des Wählers aus den Augen verlieren, also das Ohr möglichst nah am Volk haben. Bei unseren Entscheidungen müssen wir berücksichtigen, was machbar und sachlich richtig ist. Ich glaube nicht, dass sich mein Verhalten geändert hat, wenn gerade Wahlkampf war.

Wie kam es, dass Sie sich überhaupt politisch engagiert und dann für die CDU als »Ihre« Partei entschieden haben?Günter Uhlmann: Ich bin überzeugt, dass wir als vernunftbegabte Wesen, als Menschen also, versuchen müssen, unserem irdischen Dasein möglichst viel Sinn zu verleihen. Eine von vielen Möglichkeiten ist das Engagement in der Kommunalpolitik, um in der Heimatstadt für die Bürger etwas positives zu bewirken oder anzustoßen. Bei der Analyse der Parteiprogramme entsprach bei der CDU das Bild vom Menschen am ehesten meinen politischen Überzeugungen. Diese Bewertung bedeutet aber keine 100-prozentige Übereinstimmung. Ein typischer Parteisoldat war ich nie.

Gab es besonders erfreuliche Momente während Ihrer politischen Arbeit?Günter Uhlmann: Da gibt es mehrere, eigentlich sogar viele. Ein besonderer Moment war folgender: Ich war Vorsitzender im Planungs- und Verkehrsausschuss. Zum Abschluss der Umgestaltung unseres Stadtkerns wurde meine politische Begleitung des Projekts vom SPD-Kollegen Jens-Peter Koitz öffentlich und in sehr fairer Form anerkannt und politisch bewertet. Außerdem hat es mich gefreut, dass die meisten Beschlüsse einstimmig gefasst worden sind.

Und die weniger schönen Momente?Günter Uhlmann: Ich wurde als Fraktionsvorsitzender dreimal mit der Tatsache konfrontiert, dass es Menschen gibt, die mehr ihrer persönlichen Eitelkeit frönen, als die Politik ihrer Kolleginnen und Kollegen mit zu tragen. Wir haben uns von diesen Leuten trennen müssen. Und das hat, das betone ich, nichts mit Fraktionszwang zu tun!

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu den anderen Fraktionen beschreiben?Günter Uhlmann: Ich habe viele Freunden in allen Fraktionen. Die, die einem politisch am meisten Ärger bereitet haben, sind oft auch meine besten Freunde gewesen. Man muss unterscheiden können zwischen politischen Diskussionen und dem Privatleben. Im Ratssaal dürfen gerne die Fetzen fliegen, aber die Schläge dürfen nicht unter die Gürtellinie gehen. Und danach muss man auch zusammen wieder ein Bier trinken können. Wir leben in einem demokratisch verfassten System. Man muss die Meinung anderer Menschen ja nicht immer teilen, aber man muss sie akzeptieren. Ich bin dankbar dafür, dass wir in vielen Fragen zu einem gemeinsamen Grundkonsens gefunden haben.

Was wünschen Sie Torsten Gronau, der Ihren Platz im Stadtrat übernimmt?Günter Uhlmann: Ich wünsche ihm, dass er Freude und Spaß hat an seinem politischen Tun. Und dass dies von Erfolg begleitet ist.

Warum hören Sie ausgerechnet jetzt auf?Ein wenig wehmütig ist mir schon zumute, dass mein kommunalpolitisches Engagement vorbei ist. Aber ich habe schon vor der Wahl gesagt, dass ich nur die Hälfte der Legislaturperiode zur Verfügung stehe. An deren Ende wäre ich fast 74 Jahre alt.

Wird es einen Günter Uhlmann auf der Zuhörerbank geben?Günter Uhlmann: Ich bin und bleibe ein politischer Mensch. Und wenn mich ein Thema besonders interessiert, werde ich auch die Sitzungen besuchen. Außerdem werde ich bis zum Ende der Legislaturperiode im Vorstand der Stiftungen und im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse bleiben.

Was wird die Lücke schließen, die sich mit der Aufgabe Ihrer politischen Ämter jetzt ergibt?Günter Uhlmann: Ich bleibe politisch interessiert. Ich werde mich einmischen. Nicht als Besserwisser, aber als Interessierter und nach wie vor als engagierter Bürger. Und was sich sonst noch tut? Na, Golf spielen!

Artikel vom 29.03.2007