24.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Klaus-Peter Schillig

Aspekte
der Woche

Augen auf gegen die Gewalt


Es fängt meist klein an: Spielgeräte in öffentlichen Parks werden mutwillig demoliert, jung gepflanzte Bäume werden abgeknickt, Hecken durch »Sitzproben« völlig verbeult. Sprayer beschränken sich längst nicht mehr nur auf öffentliche Gebäude, auf Brücken oder Werbetafeln, um ihre Botschaften zu verkünden, sondern richten längst auch Privathäusern riesige Schäden an.
Das Eigentum anderer zählt offensichtlich nicht mehr in einigen Kreisen unserer Gesellschaft. Blanke Zerstörungswut macht jetzt sogar vor den Friedhöfen nicht mehr Halt. Das wissen die Haller spätestens seit dem vergangenen Mittwoch, nachdem auf den Gräbern an der Alleestraße erschreckende Verwüstungen passiert sind. Nahezu sprachlos waren die, die es sich anschauen mussten, mindestens pietätlos waren die, die es angerichtet haben.
Der Ort, an dem Angehörige um ihre Verstorbenen trauern, wo stille Zwiegespräche gehalten werden, wo die Menschen im Gebet verharren, wo kleine Symbole an geliebte Menschen erinnern, hier toben sich Randalierer aus, die jeden Bezug zu der Gesellschaft verloren haben, in der sie leben. Respekt - der wird schon den Lebenden kaum noch entgegengebracht, geschweige denn den Toten.
Aus reiner Habsucht werden liebevoll arrangierte Laternen aus Verankerungen gerissen und gestohlen, weil es für das Metall ein paar Euro abzustauben gibt. »Müssen wir jetzt auch noch um die beigesetzten Urnen fürchten?« fragte sich in dieser Woche Kirchmeister Heinz Kreft verzweifelt, als er das Chaos auf dem Haller Friedhof in Augenschein nahm.
Auch hier, davon zeugen einige leere Flaschen und Dosen, war sicher reichlich Alkohol im Spiel. Nur benebelte Gehirne sind zu derartigen Taten fähig. Als Entschuldigung kann das natürlich nicht gelten. Um solche Gewaltorgien einzudämmen und in Zukunft im Griff zu behalten, müssen nicht nur die Polizei und die Justiz mehr Präsenz und Stärke zeigen. Jeder ist aufgerufen und aufgefordert, die Augen offenzuhalten, Alarm zu schlagen, die Polizei zu rufen oder selbst einzuschreiten. Denn Gleichgültigkeit ist der beste Nährboden für Kriminelle, die sich nicht an unsere Spielregeln halten wollen.

Artikel vom 24.03.2007