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Aus Briefen an die Redaktion

Zwischen Freude und Traurigkeit
Dass der Versmolder Student Max Brüggemann mit seiner Stimme den Ausschlag dazu gegeben haben soll, dass an der Uni Münster Studiengebühren erhoben werden, sorgt weiter für Diskussionen. Jetzt meldet sich auch Silvia Szacknys-Kurhofer in einem offenen Brief an Max Brüggemann zu Wort:

»Lieber Max, vielleicht erinnerst du dich noch an mich -Êich war deine erste Klassenlehrerin, die du in der Sonnenschule (damals noch Grundschule Versmold) kennen gelernt hast. Ich habe dich damals drei Jahre lang in der Schule begleitet.
Ich habe die Berichte über dich und deinen Vorsitz in der Jungen Union Versmolds, die man schon seit einigen Jahren in der Presse lesen konnte, aufmerksam verfolgt. Ebenso habe ich den Zeitungsartikel im Zusammenhang mit den Studiengebühren an der Universität Münster gelesen.
Ein wichtiges Lehrziel war in meinem Unterricht von jeher, dass die Kinder lernen, eigene Überzeugungen, Einstellungen und Haltungen zu entwickeln und dann auch dafür zu stehen, -Êgleichgültig ob das anderen Menschen passt oder nicht. Genau das versuchte ich immer den Kindern in meinen Klassen vorzuleben. Genau das tust du, Max, und darüber freue ich mich sehr.
Ich hatte und habe aber noch weitere Lehrziele. Ein ganz, ganz wichtiges Lehrziel war und ist für mich, dass meine Schülerinnen und Schüler Solidarität für Mitmenschen zeigen, die -Ê gerade in der heutigen Zeit -Êschwierige Lebensumstände zu meistern haben.
Wie du abgestimmt hast, weiß niemand außer dir, denn es war ja eine geheime Abstimmung. Und dass du Bedrohungen ausgesetzt bist, ist absolut indiskutabel. Bedrohungen können durch nichts und niemanden gerechtfertigt werden. Niemals!
Allerdings hast du dich bereits im Vorfeld und auch jetzt nach der Abstimmung klar positioniert -Êund zwar für die Einführung von Studiengebühren. Genau an dieser Stelle vermisse ich das Bestreben, allen Menschen die gleichen Bildungschancen zu ermöglichen, ich vermisse Solidarität den Studentinnen und Studenten gegenüber, die über geringe finanzielle Mittel verfügen, die in Verhältnissen leben müssen, wie du es dir -Êvielleicht -Ênicht wirklich vorstellen kannst.
Mein Eindruck ist, dass ich dieses Lehrziel bei dir anscheinend (oder scheinbar?) nicht erreicht habe. Und das, lieber Max, macht mich sehr, sehr traurig!«

SILVIA SZACKNYS-KURHOFER33775 Versmold

Artikel vom 22.03.2007