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Sabotage an 16 Bahnschranken

Ampeln auf Dauerrot: Bundespolizei hat die Ermittlungen aufgenommen

Von Klaus-Peter Schillig
Altkreis Halle (WB). An 16 Bahnübergängen entlang der Strecke Haller Willem sind in der Nacht zu Sonntag aus ungeklärter Ursache Ampeln auf »Rot« gesprungen und Schranken heruntergegangen. Die Bundespolizei hat die Ermittlungen aufgenommen, weil ein Sabotageakt immer wahrscheinlicher wird.

Von Mitternacht an waren die ersten Störungsmeldungen bei der Polizeiwache in Halle aufgelaufen (wir berichteten). An den Bahnübergängen bot sich jeweils ein ähnliches Bild: Mindestens eine Schranke hatte sich halb oder ganz geschlossen, dadurch sprangen auch die Ampeln auf Dauerrot. Und das, obwohl nachts gar keine Züge auf der Strecke verkehren. Vom Haller Ortsteil Künsebeck aus hatte sich die vermeintliche Störung in Richtung Norden fortgepflanzt, bis hinter die Landesgrenze nach Dissen.
Die Deutsche Bahn hat sofort am Montag eine umfassende Untersuchung eingeleitet, die Haller Polizei hat, weil sie auf Bahngelände nicht zuständig ist, den Fall an die Kollegen der Bundespolizei in Bielefeld weitergeleitet. Die erhielten, so ein Bahnsprecher, auch von DB-Netz noch einmal die Bitte, Ermittlungen aufzunehmen. Der Vorwurf gegen den unbekannten Tätern lautet: »gefährlicher Eingriff in den Schienenverkehr«.
Ein Techniker der Bahn war noch in der Nacht zu Sonntag ausgerückt, um die Signalanlagen vor Beginn des regulären Sonntagsverkehrs wieder in die Grundstellung zu bringen. Bis 5 Uhr früh war er beschäftigt und soll, so war von Bahninsidern zu hören, dabei auf eindeutige Spuren gestoßen sein, die auf eine Einwirkung von außen hindeuten. Sabotage oder eine Manipulation der Schrankenanlagen über die an den Schienen liegenden Kontakte oder die Technik direkt an den Schranken seien demnach durchaus möglich. Allerdings müsse man sich mit der Technik schon genau auskennen. Die rasche Folge und die Zahl der auftretenden Störungen lässt nach dem WB vorliegenden Informationen auch darauf schließen, dass mindestens zwei Täter an der Strecke unterwegs waren.
DB Netz hat parallel aber auch die Hersteller-Firma Siemens beauftragt, der Ursache auf den Grund zu gehen. Alle Daten der 16 Sicherungsanlagen werden ausgelesen, um mögliche technische Probleme ausschließen zu können. Bei dieser Gelegenheit soll auch überprüft werden, ob die mehrfach aufgetretenen Einzelstörungen am zentralen Bahnübergang in Halles Innenstadt möglicherweise ebenfalls auf Sabotage zurückzuführen sind. Auch hier hatten sich Schranken nur halb geöffnet und die Ampeln »Rot« gezeigt.
Eine direkte Gefahr für Zug- und Straßenverkehr bestand durch die Sabotage übrigens nicht. Die häufigen »Störungen« könnten aber Autofahrer dazu verleiten, geschlossene Schranken und Rotlicht der Ampeln an Bahnübergängen nicht mehr ernst zu nehmen. Das könnte, so ein Bahnsprecher, aber fatale Folgen haben, wenn dann doch ein Zug käme. Das könne durchaus aus nachts der Fall sein, wenn auf der Strecke Reparaturen nötig seien.

Artikel vom 21.03.2007