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Russische Katastrophen

62 sterben bei einem Altenheimbrand, 110 im Bergwerk

Moskau (dpa). Wahrscheinlich 110 Bergleute hat die Grubenexplosion in Sibirien das Leben gekostet. Und damit nicht genug, folgte in der Nacht zu Dienstag gleich die nächste Katastrophenmeldung: 62 Menschen starben beim Brand eines Altenheims in Südrussland.

Die hohe Opferzahl ist nach Behördenangaben auf eine Vielzahl von Verstößen gegen Sicherheitsregeln zurückzuführen. So habe ein Nachtwächter erst beim dritten Alarm eines im Gebäude installierten Brandmelders reagiert, teilte das Ministerium für Zivilschutz in Moskau mit. Die Feuerwehr benötigte schließlich eine Stunde, um zu dem abgelegenen Kosakendorf Kamyschewatskaja am Asowschen Meer zu gelangen. Das Feuer hatte die 93 Heimbewohner im Schlaf überrascht. Viele erstickten im Rauch. Rettungskräfte brachten die Überlebenden ins Krankenhaus.
Einen Tag nach der schweren Grubengas-Explosion in der sibirischen Schachtanlage Uljanowskaja im Kohlerevier Kusbass hatten die Helfer unterdessen kaum Hoffnung, Überlebende in der Unglücksgrube zu finden. Rettungskräfte bargen 106 Tote. Von vier noch vermissten Bergleuten gab es kein Lebenszeichen.
In dem erst 2002 in Betrieb genommenen Bergwerk hatte sich am Vortag in knapp 300 Metern Tiefe eine gewaltige Methangas-Explosion ereignet. Zu diesem Zeitpunkt hielten sich 203 Arbeiter in der Schachtanlage auf. 93 von ihnen gelang es, sich aus dem Inferno unter Tage zu retten. Es war das schwerste Grubenunglück in Russland seit mindestens 40 Jahren.
Ausgerechnet am Tag der Tragödie war im Bergwerk ein modernes Sicherheitssystem aus England zur Gasmessung in Betrieb genommen werden. Durch die Explosion seien auch viele Mitglieder der Bergwerksleitung getötet worden, die sich zur Prüfung der neuen Technik unter Tage aufgehalten hatten.
Präsident Wladimir Putin forderte eine »sorgfältige Untersuchung« der jüngsten Katastrophen. Die Ursachen müssten lückenlos ermittelt werden.

Artikel vom 21.03.2007