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»Die Art und Weise entsetzt«
Unter der Überschrift »Brüggemann unter Beschuss« berichtete das WB am 17. März exklusiv über die Folgen einer Senatsentscheidung zur Einführung von Studiengebühren an der Universität Münster, an der der Versmolder Max Brüggemann als Studentenvertreter mitgewirkt hat. Seine Stimme soll den Ausschlag dafür gegeben haben, dass eine Semestergebühr in Höhe von 275 Euro eingeführt wurde. Florian Greßhake, selbst Student in Münster, bezieht dazu Stellung.

In wenigen Wochen werden wieder viele Versmolder ihr Abitur auf dem CJD-Gymnasium absolvieren und sich spätestens dann Gedanken über ihre Zukunft machen. Einige von ihnen spielen wahrscheinlich auch mit der Überlegung die heimischen Gefilde zu verlassen und an einer Hochschule studieren zu gehen. Als beliebter Studienort gilt hier für viele die Universität in Münster, an der sich zurzeit jedoch wichtige Ereignisse abspielen.
Die in der vergangenen Woche vom Senat beschlossene Einführung von Studiengebühren lassen die Emotionen an der dortigen Uni hochkochen. Es ist nicht der im Vergleich zu anderen Hochschule noch geringe Beitrag von 275 Euro pro Semester, sondern die Art und Weise, wie er eingeführt wurde. Es ist keine große Überraschung, dass Münster über kurz oder lang als letzte Bastion der Gebührengegner in Nordrhein-Westfalen irgendwann fallen musste, aber die Art und Weise entsetzt schon. Die äußerst knappe Entscheidung zugunsten des Bezahlstudiums wurde aller Wahrscheinlichkeit nach durch die Stimme eines Studenten und Versmolder Jungen Union-Mitglieds entschieden, der sich über die Meinung eines Großteiles der Münsteraner Studenten hinwegsetzte und als studentischer Vertreter im Senat trotz aller verfassungsrechtlicher und wirtschaftlicher Bedenken die ausschlaggebende Stimme für die Gebühren gab. Ich kenne viele Studenten, die mit ihrem Geld, trotz eines Nebenjobs neben dem Studium, den Monat gerade so überstehen und jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Der Bummelstudent war einmal. Der Gedanke an eine Mehrbelastung von 550 Euro pro Jahr tut da schon sehr weh und wird nicht wenige dazu bringen ihr Studium abzubrechen oder im Falle der Abiturienten erst gar nicht anzufangen.
Es gibt schon heute zu wenige Studenten. Neben riesigen Kosten durch den Klimawandel und das marode Sozialsystem aufgrund der Überalterung der Gesellschaft, die meine Generation tragen muss, lastet sich niemand schon heute gerne einen Schuldenberg auf, der unweigerlich mit einem Hochschulstudium entstehen muss. Natürlich verurteile ich die Anfeindungen und Drohungen, welche der Versmolder Student nun ertragen muss. Reden und argumentieren sollte dann doch als Mittel der Meinungsauseinandersetzung gewählt werden. Jedoch muss auch gesagt werden, dass, wer Politik machen möchte, nicht nur das politische Programm seiner Partei vertreten, sondern auch wenigstens ein bisschen Verantwortungsbewusstsein gegenüber seinen Mitmenschen und deren Situation besitzen sollte.
Schon heute bestimmen das deutsche Bildungssystem und soziale Herkunft wie kaum in einem anderen Land der Welt, welche Ausbildung man genießen kann. Ein Studium sponsored by Daddy kann nicht jeder genießen, ganz zu schweigen von drei Mal Urlaub auf Sylt pro Jahr. Von daher sollte man sich in so einer Situation nicht anmaßen über den Geldbeutel anderer, die wesentlich weniger besitzen, zu bestimmen.

Florian Greßhake33775 Versmold

Artikel vom 20.03.2007