28.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Die große Krise nach der
Trennung muss nicht sein«

Inge Egert bietet Frauen Hilfe bei Neuorientierung

Von Frauke Kanbach
Werther (WB). Es ging doch gut, was ging denn schief? Ungelöste Paarkonflikte führen häufig zur Trennung. Eine Trennung oder gar Scheidung führt häufig zur Krise und weiteren Konflikten. »Das muss nicht sein«, sagt die Diplom-Sozialpädagogin Inge Egert, »wenn Betroffene in ihrer Trauer und Wut Hilfe in Anspruch nehmen.«

Zum Beispiel die Verarbeitung der neuen Lebenssituation in Form einer Gruppe. Die 54-Jährige, die zugleich Paartherapeutin, Supervisorin und Mediatorin ist, leitet die »Gruppe für betroffene Frauen zur Bearbeitung und Neuorientierung von Trennungs- und Scheidungsfragen« in Werther. Im 14-tägigen Rhythmus treffen sich die Frauen und bearbeiten unter ihrer fachlichen Anleitung Themen wie Erziehungsfragen, Alltagsbewältigung, Berufswegeplanung und Absicherung. »Rechtsberatung gehört nicht dazu«, darauf weist Inge Egert ausdrücklich hin. Für viele Frauen sei es schon eine Erleichterung zu sehen, dass man mit bestimmten Problemen nicht alleine dastehe.
Dieses Gruppenangebot, eine Kooperationsveranstaltung zwischen der Gleichstellungsstelle der Stadt Werther und der Bielefelder Sozialpädagogin, gibt es seit über sechs Jahren. Entstanden ist es aus Mangel an Austauschmöglichkeiten zwischen Betroffenen, wie ihn die Gleichstellungsbeauftragte Elke Radon häufiger in der Praxis feststellen musste. Gemeinsam mit Inge Egert hat die 52-Jährige Verwaltungsangestellte daraufhin dieses Angebot entwickelt: zehn Termine a 120 Minuten im 14-tägigen Rhythmus. Kosten: 60 Euro.
Begonnen habe man mit fünf Frauen, dann seien es zehn gewesen. Vor zwei Jahren habe man sogar zwei Gruppen gehabt, erinnert sich Elke Radon, und zwischenzeitlich hätten sie befürchten müssen, dass sich die Gruppe ganz auflöst. »Frauen kommen und gehen. Es ist wie bei einer Trennung ein Auf und Ab«, erklärt die Gleichstellungsbeauftragte.
Inge Egert berichtet von einer Frau, die zunächst einmal zu einem Treffen gekommen sei und einen motivierten Eindruck gemacht hätte. Dann sei sie ein Jahr lang weg geblieben. »Wir haben dann erfahren, dass ihre Kinder starke Trennungsängste entwickelt haben, und sie gesagt hat, die Kinder gehen erst mal vor«, klärt die Sozialpädagogin auf. Sie bezeichnet die Gruppe als Hilfe zur Selbsthilfe: »In der Gruppe können die betroffenen Frauen sich gegenseitig unterstützen, neue Freundschaften schließen.« Dies sei wichtig, weil nach Trennungen alte Freundschaften häufig zerbrechen würden.
Eine neue Gruppe befindet sich seit Januar diesen Jahres im Aufbau. Es brauche einige Zeit, wie Inge Egert aus Erfahrung weiß, bis das Vertrauen in die Gruppe stark genug sei, um sich zu öffnen und über eigene Erfahrungen zu sprechen: »Es werden doch sehr persönliche Dinge angesprochen.« Die 54-Jährige ist zur Verschwiegenheit verpflichtet. Diskretion wünscht sie sich auch von den Teilnehmerinnen, um den geschützten Rahmen zu wahren.
Das nächste Gruppentreffen findet am heutigen Mittwoch um 20 Uhr im Haus Werther statt. Das Angebot steht auch Nicht-Wertheranerinnen offen. Infos telefonisch unter % 05 21/89 68 55 (Inge Egert) oder 0 52 03/705-62 (Elke Radon).

Artikel vom 28.03.2007