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Einkaufen als ein Lusterlebnis

Bummel vom Tante-Emma-Laden in den Konsum bis ins Kaufhaus

Von Burgit Hörttrich und
Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Jürgen von der Lippe ließ sich nicht lumpen. Nachdem Historiker Udo Schlicht ihn schriftlich um eines seiner legendären Hawaii-Hemden für die Ausstellung »Kauflust« gebeten hatte, reagierte der Showmaster prompt. Er schickte dem Historischen Museum ein besonders farbenfrohes Exemplar, das vom 23. März an vom Kleidungsstück zum Exponat wird.

Ein Anlass für die Ausstellung ist das 100-jährige Jubiläum des Einzelhandelsverbandes. Heraus kommt - das lässt sich bereits während des Aufbaus der von Michael Falkenhagen gestalteten Ausstellung erahnen - ein Bummel durch die Einkaufsgeschichte, die wohl in jedem Besucher Erinnerungen an »früher« wecken wird.
Aufgerollt wird eine Kaufmannstradition, die mit der Stadtgründung 1214 ihren Anfang nahm. Handwerker erweiterten ihre Werkstätten durch Verkaufsstände - frühe Einzelhandelsgeschäfte. Im 19. Jahrhundert gab es bereits Spezialgeschäfte und Gemischtwarenläden, 1827 eröffnete Bielefelds erstes Kaufhaus, die Textilhandlung Friedrich Buddeberg.
In der Karderie des Historischen Museums wird der Besuch unterschiedlicher Ladentypen ermöglicht: der des Spezialgeschäftes, des Tante-Emma-Ladens, der Verkaufsstelle des Konsumvereins, eines Textilkaufhauses. Leider, bedauert Schlicht, habe man für ein solches Kaufhaus keine Möblierung aus den 1920er Jahren gefunden - der Raum präsentiert sich nun im Stil der 50er, »verkauft« werden dort Wäsche und Bademoden. Großfotos erlauben den Blick in ein Textilkaufhaus in den 1970er Jahren (Leffers), thematisiert wird, was mit Handel zu tun hat: vom Transport bis zur Waage und zur Kasse. Zu sehen ist zum Beispiel eine »i Scann-Kasse«, an der der Kunde selbst abrechnen muss. Schaufenstergestaltungen sind zu sehen, textile Beispiele vergangener Jahrzehnte, darunter eine Oberhemdenausstellung, die das Unternehmen Seidensticker zur Verfügung gestellt hat. Bis auf eine Ausnahme natürlich: das Hawaii-Hemd von Jürgen von der Lippe eben.
Besucher gehen durch eine alte Ladentür mit dem Aufkleber »Gerne warten wir, Frauchen holt ihr Pfanni hier«, können unterschiedliche Hutschachteln in Augenschein nehmen. Udo Schlicht: »Früher gab es extrem viele Hutläden in Bielefeld - heute sind es nur noch zwei.« Der größte Teil der Exponate stammt aus dem Museumsmagazin, darunter Ladentheken und Regale, aber auch ein Fußröntgengerät, vor Jahrzehnten in Schuhgeschäften gang und gäbe. Und natürlich fehlen weder Musterkoffer noch Einkaufstüten

Artikel vom 15.03.2007