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Die Finsternis eines paranoiden Führers

»Der letzte König von Schottland«


Schon immer war Forest Whitaker ein Typ für die ungemütlichen, etwas verquälten Rollen, die den Kontrast zwischen seiner Sensibilität und seinem bulligen Äußeren mit dem hängenden Augenlid nutzten. Als ugandischer Diktator Idi Amin in dem Film »Der letzte König von Schottland« zeigt der Afroamerikaner nun, welche Gewalt in ihm steckt. Zu Recht bekam er dafür den Oscar als bester Hauptdarsteller. »Ich bin so weit gegangen wie möglich«, sagte Whitaker im Interview.
Whitaker reißt das Publikum auf eine Reise tief in die seelische Finsternis eines charismatischen und hoch paranoiden Führers mit. Und auch sonst ist der Film von Kevin Macdonald ein sehenswerter politischer Psychothriller.
Identifikationsfigur der Geschichte ist ein schmächtiger junger Arzt aus Schottland, der dem »Schlächter von Afrika«, der Hunderttausende seiner Landsleute umbringen ließ, gegenüber steht. Dessen Figur ist komplett erfunden und wirkt teilweise allzu kühn eingepasst in die vielen historisch wahren Elemente. Dem Arzt Nicholas Garrigan (James McAvoy) steht nach dem Examen der Sinn nach Abenteuer. Er bekommt einen Job in einer kleinen Arztstation in Uganda. Mit einer Mischung aus grandioser Naivität und missionarischem Tatendrang macht er sich auf.
Nach einer kleinen Affäre mit der Frau des Arztes lernt er durch Zufall Idi Amin kennen, der 1971 durch einen Putsch an die Macht kam. Der kleine Schotte und der große General sind voneinander beeindruckt. Garrigan faszinieren die Ausstrahlung und Visionen des Mächtigen, Idi Amin ist entzückt, weil ihm der junge Weiße ganz unerschrocken gegenüber tritt.

Artikel vom 15.03.2007