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Auf den Spuren des weißen Goldes

Kleekämperin Kornelia Könning schmuggelt Salz nach Pium und berichtet über Grenzgänger

Von Frauke Kanbach
Borgholzhausen (WB). Schießwütige Zollbeamte muss Kornelia Könning heute nicht mehr fürchten, wenn sie als Grenzgängerin mit einem Päckchen Salz im Teutoburger Wald zwischen Dissen und Borgholzhausen unterwegs ist. Früher war das mal anders, wie die Stadtführerin aus Kleekamp weiß.

Vor 200 Jahren habe im hannoverschen Aschen das Pfund Salz zwischen fünf und acht Pfennige gekostet, im preußischen Kleekamp das Doppelte. Es habe sich gelohnt, das weiße Gold abseits des offiziellen Salzweges, der an der heutigen B 68 entlang führte, über die Grenze zu schmuggeln. »Nur erwischen lassen durfte man sich nicht, denn die Zollbeamten hatten Schießbefehl«, erzählt die Borgholzhausenerin. Nein: »Kleekämperin«, verbessert die 48-Jährige schmunzelnd. So heimatverbunden wie Kornelia Könning ist auch ihre Tour. »Kleekamp gehört weder richtig zu Borgholzhausen noch richtig zu Dissen«, versucht sie die besondere Lage dieses Ortsteils zu erklären. Kleekamp liegt zwischen den Grenzen - heute wie damals. Seinerzeit hießen die Staaten diesseits und jenseits der Grenze Preußen und Hannover. Die 48-Jährige erinnert sich an ihre erste Grenzbegehung auf dem Wall entlang der alten Grenzsteine. Das sei 1995 gewesen. Es habe in Strömen geregnet, aber sehr viel Spaß gemacht. So standen Thema und Titel ihrer Wanderführung schnell fest: »H/P Salzschmuggel durch die Zeit - Grenzgänger im Teuto«.
Start ist auf der Seite Niedersachsens in Aschen. Von dort geht es vorbei an Wildschweinplätzen und Ameisenhaufen durch die Senke mit dem alten Kuhstall, wo vor 100 Jahren die Tiere zum Schutz vor Dieben zusammen getrieben wurden. Über den Vicarienkopf, der bei den Einheimischen als Sauplatz bekannt ist, geht es über den Hermannsweg weiter zum Hollandskopf. In Zeiten des Kalten Kriegs befanden sich auf dieser Anhöhe eine Radar- und Raketenstation der NATO, heute drehen sich dort Windräder. Die Tour endet nach fast sechs Kilometern und zweieinhalb Stunden mit einem Blick vom Luisenturm. Bei einer Einkehr wird sich mit Schmalzbroten gestärkt. Und was schmeckt besser auf Schmalz als Salz?
Kornelia Könning freut sich auf ihre erste Wanderführung. Am 12. Mai führt sie den Heimatverein Dissen auf dem alten Salzschmuggelweg durch den Teutoburger Wald. Wer ebenfalls Lust hat, mit Kornelia Könning Salz über die Grenzen zu schmuggeln, kann sich unter %  0 54 25 / 57 76 anmelden.

Artikel vom 15.03.2007