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Sprich nicht mit Fremden

Eltern versuchen ihre Kinder zu schützen, indem sie ihnen sagen »Sprich nicht mit Fremden, gehe nicht mit Fremden mit«. Elke Teckentrup hält das für die falsche Methode, Kinder vor Sexualdelikten zu schützen. »Kinder im Alter unter acht Jahren verstehen unter einem Fremden etwas ganz anderes als Erwachsene. Ein Fremder ist kein Fremder mehr, wenn er sich mit dem Kind angefreundet hat.«
Die Polizei unterscheidet zwischen sexuellem Missbrauch und Sexualdelikten. Letztere sind die spektakulären Fälle, wie die von Felix und Lefke. »Sieben bis elf Kinder werden im Jahr in Deutschland Opfer von Sexualtätern. Die Zahl ist seit Jahren konstant.« Freilich kein Grund zur Entwarnung. Elke Teckentrup weist darauf hin, wie diese Täter vorgehen. »Sie machen oft, was Väter machen sollten. Sie spielen auf Spielplätzen mit den Kindern, haben für sie Zeit, verabreden sich für den nächsten Tag mit ihnen. Sie bahnen ihre Tat gezielt an.« Wenn Eltern Angst haben, dass ihre Kinder auf dem Schulweg oder auf dem Spielplatz angesprochen werden, gibt es für Elke Teckentrup nur ein Rezept: »Die Erwachsenen sind in der Pflicht. Es gibt die Aufsichtspflicht der Eltern. Das kann man organisieren. Dann geht mal die eine, dann die andere Mama mit allen Kindern aus der Nachbarschaft zur Schule oder mit auf den Spielplatz.«
Die Warnung vor Fremden kann auch den gegenteiligen Effekt haben. Schließlich kommt es vor, dass Fremde nach dem Weg fragen oder Fremde dem Kind helfen wollen, wenn es vom Fahrrad gefallen ist und sich verletzt hat. »Wenn Kinder dann von einem Fremden angesprochen werden, verfallen sie vor Angst in eine Starre, in Panik.«

Artikel vom 15.03.2007