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Sprachtest nicht nur ein Spiel

»Delfin 4« startet nächste Woche in Werther - Aus Kritik Lehren gezogen

Von Marco Purkhart
Werther (WB). Die Sprachstandserhebung hat nun auch Werther erreicht: Ein Gremium zuständiger Pädagogen traf sich am Montagabend, um das Vorgehen beim Sprachtest zu beschließen, der in den kommenden beiden Wochen in den sieben hiesigen Kindergärten durchgeführt wird. Tenor des Treffens: Pannen wie bei der jüngsten Testpremiere in Halle und Borgholzhausen müssen unbedingt ausbleiben.

Neben der eigentlichen Prüfungsabsicht ginge es auch darum, das Vertrauen der Erziehungsberechtigten zurückzugewinnen, wie der Wertheraner Grundschulleiter Udo Lange verdeutlicht. »Denn nachdem öffentlich Kritik am Verfahren aufkam, sind viele Eltern natürlich verunsichert«, bezieht sich der für die Projektdurchführung in Werther zuständige Lange auf einen Bericht im WESTFALEN-BLATT vom 8. März. Beteiligte Erzieherinnen hatten den in Halle und Pium erstmals angewandten Sprachtest als »nicht kindgerecht« scharf kritisiert. Ein »ärgerlicher Missstand«, den Udo Lange zwar auf die kurze Vorbereitungszeit zurückführt, da das Testmaterial von den Entwicklern der Uni Dortmund erst weniger als einen Monat zuvor bei den Schulen eingegangen sei. »Dennoch müssen wir hier in Werther versuchen, es besser zu machen.«
Zu verbessern sei zunächst die Aufklärung der Eltern. Es müsse deutlich werden, dass der Test »Delfin 4« kein Kind als »rück-ständig« entlarven, sondern als analytische Grundlage zur Verbesserung des Sprachvermögens dienen solle. »Wir wollen nur das Beste für die Kids. Es ist nämlich ungemein wichtig, über den Sprachstand der Kinder Bescheid zu wissen. Denn nur über die Sprache können sie vernünftig am späteren Schulunterricht teilnehmen, was prägend für das gesamte Leben ist«, unterstreicht Udo Lange. Daher bewerte er die Idee eines Sprachtests grundsätzlich als gelungen.
Allerdings hätten gerade die Pannen bei den Erstdurchläufen in Halle und Pium gezeigt, dass das aus Dortmund vorgegebende Konzept alles andere als perfekt sei. Für besonders unglücklich hält Lange den Ratschlag der Entwickler, den Kindern »Delfin 4« als reines Spiel zu verkaufen und jeglichen Prüfungscharakter zu vertuschen: »Mit Spielen ist die Freiheit verbunden, nicht teilnehmen zu müssen. Kein Wunder, dass da die Kinder lieber durch die Gegend toben und die Prüfer dumm aus der Wäsche gucken.«
Doch als den Kindern offenbart worden sei, dass die Erwachsenen ihre Fähigkeiten testen wollen, hätten die Sprösslinge schlagartig großes Interesse gezeigt. »Die Kinder haben das als ersten Test in ihrem Leben begriffen und sich rege beteiligt. Sie wollen ernst genommen werden. Darum klären wir sie in Werther von Beginn an auf«, sei in der Montagssitzung beschlossen worden, gegenüber den angehenden Schülern mit den Testabsichten offen umzugehen. Nur so seien wirklich aussagekräftige Ergebnisse zu erwarten.
Sollten die bei einem Kandidaten nicht ausreichend sein, muss er im Mai in eine zweite Testrunde. »Wichtig ist nur, dass auffällige Kinder dann auch effektiv gefördert werden«, verlangt Udo Lange ein Förderkonzept. »So lange es das noch nicht gibt, können wir uns die Ergebnisse nämlich schenken.« Immerhin: Bis zur Einschulung der Testteilnehmer von heute bleiben noch zwei Jahre.

Artikel vom 14.03.2007