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Coolster Schnüffler seit
Marlowe und Al Capone

Krimikomödie »Die Wanze« im Trotz-Alledem-Theater

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Nach diesem Stück wird man den heimischen Garten mit anderen Augen betrachten und sich vielleicht fragen, was die Gemeinde der Käfer und Krabbler wohl im Schilde führt. Ob die Ameisen wirklich nur Nahrung sammeln? Oder bereiten sie gemeinsam mit den Wespen eine perfide Revolte vor?

Mit »Die Wanze« schrieb Paul Shiption einen spannenden Kinderkrimi, bei dem er das Genre mit feinem Humor auf die Welt der Insekten übertrug. Die vom Autor dramatisierte Fassung läuft derzeit im Trotz-Alledem-Theater als Einpersonenstück über die Bühne und bietet allerfeinste Unterhaltung für Menschen zwischen neun und 99 Jahren.
Er ist der coolste Detektiv seit Philip Marlowe und Al Capone: Sein Name ist Muldoon, Wanze Muldoon, und er gehört zur Spezies der Käfer. Im geschniegelten Humphrey Bogart-Dress betritt er Dixies Bar, um vor versammelter Mannschaft - Weberknechte, Blattläuse und Ohrenkneifer -Êseinen letzten Fall zum Besten zu geben. Und wenn die Wanze alias Christina Seck erst einmal loslegt, dann reißt nicht nur die Gang von halbstarken Kakalaken nebst der flotten Motte und der zuckerabhängigen Stubenfliege Augen und Ohren auf, sondern insbesondere das Publikum kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Unter der Regie von Michaela Sauerwald entstand eine temporeiche und liebevolle Persiflage auf das Genre Krimi und den Prototypen des einsamen, sentimentalen und unbestechlichen Detektivs, der sich nie Notizen, aber aus jeder noch so ausweglosen Lage das Beste macht. So entkommt er nicht nur der blutrünstigen Spinne und den fiesen Wespen, sondern überführt auch noch den bärbeißigen Ameisen-Kommandanten Krack des versuchten Mordes und der Revolte.
Christina Seck schlüpft dabei nicht nur in die Rolle des obercoolen Titelhelden, sondern gibt mit meisterhafter Verwandlungskunst sämtliche Insektentypen wieder, die das Stück zu bieten hat. Ihre ironisch gebrochenen Charakterstudien sind allesamt Paraderollen, in denen sie brilliert und das Publikum in ihren Bann zieht. Die Großen, die sich an ihrer Wandlungsfähigkeit sowie an dem Spiel mit Klischees und Zitaten delektieren, die Kleinen, die sich an der anschaulichen und fantasievollen Geschichte erfreuen. Das sollte sich keiner entgegehen lassen. Neben den Abendvorstellungen am 23. und 24. März, 20.30 Uhr, bietet das Trotz-Alledem-Theater am 13., 14., 21., und 22. März jeweils um 10 Uhr Vorstellungen für Schulklassen an. Reservierungen werden unter Telefon 13 39 91 entgegen genommen.

Artikel vom 13.03.2007