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Der lange Kampf um das Gerätehaus

WESTFALEN-BLATT-Serie beleuchtet Häger, seine Menschen und Geschichte(n) - Teil 3

Von Frauke Kanbach
Werther-Häger (WB). Im nächsten Jahr feiert der Löschzug Häger der Freiwilligen Feuerwehr Werther sein 125-jähriges Bestehen. Das sind über zwölf Jahrzehnte Einsatz und stetige Hilfsbereitschaft im Dienst für den Nächsten. Damals wie heute.

»Wer nicht mehr weiter weiß, ruft die Feuerwehr«, sagt Löschzugführer Karl-Heinz Mauth und erzählt schmunzelnd, wie er und seine Kameraden zu einem entflogenem Papagei gerufen wurden, der in einem Baum Zuflucht gesucht hatte. »Auch den haben wir eingefangen.«
Die Gründung der Hägeraner Wehr 1883 falle in die Gründungzeit vieler Wehren, wie Schriftführer Volker Bartling erläutert. Schlimme Brände wie der in Neuenkirchen, wo das halbe Dorf nieder gebrannt sei, hätten die Menschen von der Notwendigkeit organisierter Hilfe im Ernstfall überzeugt. Bartling bezeichnet die Bauern dabei als treibende Kräfte. Nicht ganz uneigennützig, wie der stellvertretende Löschzugführer meint, »aber sie hatten die größten Gebäude, verfügten über die Gerätschaften und die dafür nötigen Unterstellplätze«.
Erster Hauptmann bei Gründung der Wehr war mit Friedrich Giesselmann dann auch ein Bauer. Er führte die Wehr bis 1898 und wurde von Heuerling August Möller abgelöst, gefolgt von August Gehring, Hermann Möller, Alfred Engling und Martin Schebaum. Seit 1989 ist Karl-Heinz Mauth Löschzugführer.
Gerätschaft bedeutete in den Anfängen von Pferden gezogene Leiterwagen mit Ledereimern. Doch der Fortschritt hielt auch bei der Hägeraner Wehr Einzug. Die Handdruckspritze wurde von einem Tragkraftspritzenanhänger abgelöst. Doch das Gerät hatte so manche Laster. Zündete es mal zu früh, flog der Maschinist oft zu Boden. Sprang es mal nicht an, hielt der Hauptmann seine Mütze dran. »Das ist nicht gelogen«, weiß Bartling aus Erzählungen. Das erste motorisierte Fahrzeug war 1956 ein Opel Blitz LF 8. Untergestellt war es auf dem Hof Giesselmann in einer Scheune. Im Winter musste entweder das Wasser abgelassen oder Frostschutzmittel in den Tank gefüllt werden, um das Fahrzeug einsatzbereit zu halten.
Rufe nach einem eigenen, wetterfesten Gerätehaus wurden schon damals laut, und ein Baubeginn schien oft nicht weit. »Doch leider verging noch viel Zeit«, weiß der heutige Löschzugführer aus eigener Erfahrung. Nach langem Kampf war es 1982 endlich so weit. In Eigenregie und in der Rekordzeit von sechs Monaten wurde der Bau errichtet. Die Stadt kam für das Material auf. 2004 folgte der Anbau des Schulungsraums. Natürlich auch wieder in Eigenleistung. »Seitdem müssen Schulungen und Dienstabende nicht mehr in der unbeheizten Fahrzeughalle stattfinden«, freuen sich die Kameraden.
22 aktive Mitglieder zählt der Löschzug heute. Darunter ist seit Anfang dieses Jahres mit der 20-jährigen Stefanie Göhner die erste Feuerwehrfrau. Zur Gemeinschaft gehören natürlich auch die 15 Kameraden der Ehrenabteilung und die fünf Hägeraner Jungen und Mädchen der Jugendfeuerwehr Werther.
Die Jubiläumsfeier im nächsten Jahr soll im Rahmen des Gemeinschaftsfestes im September gemeinsam mit allen Hägeraner Vereinen begangen werden. So wie es schon seit langem in Häger praktiziert wird.

Artikel vom 09.05.2007