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Eine EU-Abgeordnete zum Anfassen

Ev. Gymnasium: Mechthild Rothe im Sozialwissenschafts-Unterricht zu Gast


Werther (Felix). Auf unbekanntem Terrain bewegt sich Mechthild Rothe nicht, wenn sie durchschnittlich einmal im Monat eine ostwestfälische Schule besucht. Kein Wunder. Schließlich hat die Vizepräsidentin des Europäischen Parlamentes selber einmal als Lehrerin gearbeitet. Am Freitag stellte sie sich den Fragen der Sozialwissenschaft-Grundkurse der Klassen 12 und 13 des Evangelischen Gymnasiums.
Und dabei stand die Energiepolitik klar im Mittelpunkt. »Man könnte 20 bis 30 Prozent des Energieverbrauches einsparen, ohne Einschränkungen des Lebensstandards hinnehmen zu müssen«, sagte die SPD-Politikerin, die in Bad Lippspringe aufgewachsen ist. »Es gibt Experten, die vorrechnen, dass man zwei Atomkraftwerke abschalten könnte, wenn man in Deutschland konsequent alle herkömmlichen Glühlampen durch Energiesparlampen ersetzen würde«, spricht sich die 59-Jährige aber gegen ein generelles Verbot aus. Denn: »Das würde auch Arbeitsplätze gefährden«.
Seit 1983 ist Mechthild Rothe Mitglied des Europäischen Parlamentes. »Es gibt kaum eine andere Region in Deutschland, deren EU-Abgeordnete so lange dem Parlament angehören«, beantwortet sie die Frage, wie gut die Zusammenarbeit mit ihren Kollegen Elmar Brok und Friedrich-Wilhelm Graefe zu Baringdorf denn so klappe. »Gut« - nicht zuletzt durch die andere Arbeitsweise des Brüsseler Parlamentes, in dem es »immer wieder darauf ankomme, Mehrheiten zu finden, ohne auf Fraktionen achten zu müssen«.
Verblüfft zeigen sich die Schüler, als sie hören, dass Europa-Parlamentarier kein einheitliches Gehalt haben. »Der italienische Kollege hinter mir bekommt am meisten«, schmunzelt Mechthild Rothe bei der Antwort auf die Frage nach den Diäten - und kommt doch zu einem ernsthaften Punkt. »Die Kollegen aus Polen verdienen gerade mal 2 000 Euro. Damit kann man in Brüssel kaum leben«. Von der nächsten Legislaturperiode an soll es einheitliche Bezüge geben, etwa in Höhe deutscher Abgeordneten-Salärs.
Die EU-Verfassung? Da hofft Mechthild Rothe auf eine Einigung noch vor 2009, »auf jeden Fall, bevor es weitere Beitritte gibt«. Und wie klappt's mit der Sprache? Da gesteht die Parlaments-Vizepräsidentin vor SoWi-Lehrer Dr. Jürgen Quakernack, Denise Rahlmann und EGW-Schulleiterin Barbara Erdmeier ein, dass sie es heute bereue, französisch nicht intensiv genug gelernt zu haben. »Die Plenarsitzungen werden in alle Landessprachen übersetzt. Hauptsprache, gerade für informelle Gespräche, ist aber mittlerweile Englisch«.

Artikel vom 10.03.2007