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Gottesdienst statt Walzer

Baptisten Gemeinde kauft ehemalige Tanzschule Neitzke & Kölsch

Von Stephan Rechlin
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Gütersloh (WB). Die Gütersloher Baptisten Brüder Gemeinde hat die ehemalige Tanzschule Neitzke an der Hohenzollernstraße gekauft. Vom 1. April an soll dort ein neues Gemeindezentrum geschaffen werden. Die Tanzschule »Darf ich bitten?« zieht nach Steinhagen.

Der Gemeinde gehören 120 Mitglieder an, zu den Gottesdiensten im bisherigen Gemeindezentrum an der Gütsmerstraße 19 kommen aber weitaus mehr Menschen. Der Gebetsraum im zweiten Stock des Gebäude bietet 250 Gläubigen Platz - zu Erntedank oder Weihnachten bleiben jedoch viele Besucher auf dem Flur stehen und weichen in Nebenräume aus. »Dort können sie den Gottesdienst zwar über Lautsprecher verfolgen, doch einen Bildschirm können wir dort nicht installieren,« erläutert Gemeindevertreter Alexander Faust. Kinder seien gern gesehene Gäste in den Gottesdiensten - doch wenn sie zwischendurch mal raus müssten, sei auch das nur umständlich zu organisieren. Schließlich würde in der Gütsmerstraße der Platz eng, wenn Hochzeiten mit 200 bis 250 Gästen gefeiert würden - in der ehemaligen Tanzschule haben sie künftig 3000 Quadratmeter Platz statt bisher 800.
Seit der Insolvenz der Tanzschule Neitzke-Kölsch im Oktober 2003 hat Inhaber Günther Neitzke verschiedene Versuche unternommen, die Immobilie zu vermarkten. Nach einem kurzen Gastspiel des mexikanischen Restaurants »Zalza« ließ Peter Grethner mit der Tanzschule »Darf ich bitten?« die ursprüngliche Nutzung aufleben. Die Schule wird ihre Arbeit in der Steinhagener Schlichte-Brücke fortsetzen. Die Weigerung der Stadt, eine Zufahrt zur Bundesstraße 61 (Nordring) zu genehmigen, verhinderte im vergangenen Jahr einen Verkauf des Areals an die Tengelmann-Gruppe. Die wollte dort einen Plus-Markt errichten. Die Baptisten-Gemeinde will dem Wunsch des Inhabers nachkommen, möglichst wenig am Gebäude zu verändern: »Wir werden ab April sicherlich drinnen etwas renovieren. Umbaumaßnahmen sind aber nicht geplant,« teilt Heinrich Erdmann mit, ein Baptist aus Harsewinkel, der das Geschäft vermittelte.
Die guten Kontakte zu baptistischen Gemeinden in der Umgebung hätten den Kauf erst ermöglicht. So stellten Nachbargemeinden aus Halle und Harsewinkel zinslose Darlehen zur Verfügung. Die Gütersloher Gemeinde hat 1992 klein mit nur acht Mitgliedern angefangen. Während einer »Wanderschaft« in den ersten zehn Jahren wurden Gottesdienste in den Häusern befreundeter, freikirchlicher Gemeinden gefeiert oder in Friedhofskapellen. Für Lehre, Glaube und Leben gilt die Bibel den Baptisten als alleinige Richtschnur. Faust: »Wir kapseln uns deswegen nicht ab, überlassen aber den Familien die freie Entscheidung, inwieweit sie unserer Moral und Ethik in ihrem Leben einen Platz einräumen wollen.«

Artikel vom 09.03.2007