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Die Spielgruppen vergessen

Nele müsste gleich in der zweiten Runde einsteigen


Halle (pes). Kinder, die keine Tageseinrichtung besuchen, sind für die erste Runde der Sprachstandserhebung - planmäßig - noch gar nicht berücksichtigt worden. Unerklärlich für Schulrätin Gitta Trachte aber ist, dass auch entsprechend alte Kinder aus den bekannten Spielgruppen nicht mit erfasst worden sind. Diese Kritik nämlich hat gestern Insa Reinold aus Halle erhoben. Deren Tochter Nele wird im Juli vier Jahre alt, hat aber im vergangenen Jahr noch keinen Kindergartenplatz in der Innenstadt bekommen. Sie besucht deshalb an drei Tagen pro Woche die Spielgruppe »Kinderland« von Annette Hirschmann.
Aber weder hier noch in einer der anderen Spielgruppen im gesamten Kreis Gütersloh sind bislang irgendwelche Informationen zur Sprachstandserhebung eingegangen, wie Annette Hirschmann von einer kreisweiten Konferenz am Mittwoch weiß. Zwar sind die Spielgruppen meist für Kinder unter drei Jahren ausgelegt, aber hier werden durchaus auch ältere Mädchen und Jungen betreut, die keinen Kita-Platz bekommen haben.
Schulrätin Gitta Trachte will anbieten, die betroffenen Kinder aus den Spielgruppen noch in den außerhalb von Halle laufenden Sprachtests unterzubringen. Gelingt das nicht, müssten Nele und die anderen »vergessenen« Kleinen gleich in die zweite Runde des Sprachtests einsteigen. Genauso wie die anderen Vierjährigen, die über Kindergärten gar nicht registriert sind, bei den Tests in ihren Einrichtungen gefehlt haben oder die erste Runde nicht geschafft haben.
Diese zweite Runde sieht Insa Reinold (30) aber für die kleinen Testpersonen als noch problematischer an. Dann sind die Kinder mit einer ihnen völlig unbekannten Grundschullehrerin allein im Raum. Die Hallerin ist selbst Erzieherin - zurzeit im Erziehungsurlaub - und übt heftige Kritik an der Art und Weise, wie die Kinder überprüft werden. Einig ist sie sich mit vielen Kolleginnen, dass die Erzieherinnen in den Tageseinrichtungen durchaus allein hätten beurteilen können, welche Kinder eine Sprachförderung benötigt hätten. Der ganze personelle und finanzielle Aufwand sei gar nicht nötig gewesen, die damit beschäftigten Lehr- und Erziehungskräfte würden den Kindern im normalen Alltag fehlen.
Zwar sind Kinder, die keine Tageseinrichtung besuchen, bisher noch nicht getestet worden. Über die Melderegister der Städte und Gemeinden sind sie aber sehr wohl erfasst und werden für die zweite Testrunde benachrichtigt, erläutert Schulrätin Gitta Trachte. Die Teilnahme hier ist ebenso Pflicht wie später bei einer verordneten Sprachförderung. Es sei aber durchaus kein Beinbruch, wenn ein Kind im Test durchfalle, obwohl es ihn eigentlich locker schaffen müsste. Förderung habe noch nie geschadet.

Artikel vom 09.03.2007